Activision-Microsoft: Prinz Fürstenberg unter Verdacht auf Insiderhandel

Haben Bekannte des Activision-CEO von Insider-Informationen zur Übernahme durch Microsoft profitiert? US-Behörden ermitteln.

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Wortbildmarken "Activision" und "Blizzard" unter einer Lupe

(Bild: Casimiro PT/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Prinz Alexander von Fürstenberg, sein Stiefvater Barry Diller sowie Dreamworks-Mitgründer David Geffen stehen unter dem Verdacht des Insiderhandels. Sie haben durch den Kauf von Optionen auf Activision-Aktien Dutzende Millionen verdient und sind persönliche Bekannte von Activision-CEO Bobby Kotick. Brisant ist der Zeitpunkt des Wertpapierkaufs: Nur vier Tage vor Veröffentlichung der geplanten Übernahme Activision Blizzards durch Microsoft.

In einer aktuellen Börsenmitteilung bestätigt Activision Blizzard entsprechende Ermittlungen und kündigt volle Kooperation an. Parallel muss das Unternehmen zahlreiche weitere Verfahren rund um die Übernahme führen. Activision Blizzard ist ein führender Anbieter von Videospielen. Microsoft möchte für Activision knapp 69 Milliarden US-Dollar zahlen, wie die beiden Unternehmen am 18. Januar bekannt gegeben haben. Es wäre der teuerste Tech-Deal der Geschichte. An dem Tag sprang Activisions Aktienkurs um mehr als ein Viertel nach oben.

Nur vier Tage zuvor hatten Prinz Fürstenberg, Diller und Geffen Optionen auf Activision-Aktien gekauft, wie das Wall Street Journal (WSJ) im März berichtet hat. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. Die Optionen erlauben den Kauf der Aktien zum Preis von 40 US-Dollar. Zum Börsenschluss vor dem Kauftag kosteten die Aktien rund 65 US-Dollar, nach Bekanntgabe der Übernahmepläne verteuerten sie sich auf gut 82 US-Dollar.

"Es war einfach eine glückliche Wette", sagte Diller zu der Zeitung im März. "Wir haben auf keinerlei Informationen von irgendwem reagiert. Es ist einer dieser Zufälle." Fürstenberg habe schon zu früheren Zeitpunkten Activision-Aktien gekauft. Das WSJ schätzte den Profit der drei Männer damals auf etwa 60 Millionen US-Dollar.

Das Justizministerium hat strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen, die Wertpapierbehörde SEC (Security Exchange Commission) verwaltungsrechtliche. Die SEC hat Activision aufgefordert, bestimmte Informationen freiwillig zu übergeben. Zudem muss das Unternehmen gegenüber einer Grand Jury verpflichtend aussagen. Das hat Activision in einer Börsenmitteilung am Karfreitag mitgeteilt. Grand Jurys entscheiden in den USA über die Zulassung von Anklagen; daraus lässt sich schließen, dass die Strafverfolger meinen, über genügend Beweise für eine Anklage zu verfügen.

Aus derselben Börsenmitteilung geht hervor, dass mindestens neun Aktionäre Activision verklagt haben. Eine Klage fordert die Offenlegung bestimmter Unterlagen rund um die geplante Übernahme, in der Absicht, mögliches Fehlverhalten zum Schaden der Aktionäre nachzuweisen. Die weiteren acht Klagen werfen der Firma und ihren Verwaltungsratsmitgliedern vor, dass die im Zuge der Bekanntgabe der Übernahmepläne veröffentlichten Unterlagen unvollständig und damit irreführend seien.

Activision stellt die Vorwürfe der Aktionäre in Abrede, bessert seine Unterlagen aber dennoch nach. Die Börsenmitteilung enthält zahlreiche Klarstellungen und Ergänzungen.

Zusätzlich verweist die Firma darauf, dass mehrere US-Senatoren die Handelsbehörde FTC (Federal Trade Commission) aufgefordert haben, die Übernahme Activision Blizzards durch Microsoft zu blockieren. Die Politiker sind einerseits gegen weitere Marktmachtkonzentration in der IT-Branche, andererseits fürchten sie, dass die Übernahme die Verhandlungsposition der Mitarbeiter im Zusammenhang mit Vorwürfen sexueller Belästigung und Diskriminierung bei Activision verschlechtern würde.

(ds)