IBM nimmt PC-Serie Netvista X vom Markt
Nach nur zwei Jahren will IBM seine Kompaktserie vom Markt nehmen. Kunden greifen lieber zu herkömmlicher Komponenten-Hardware.
Nach nur zwei Jahren plant IBM, seine Netvista X PC-Serie vom Markt zu nehmen. Netvista-X-Maschinen gehören zur Spezies der All-in-one Computer, Display und Rechner bilden eine Einheit. "Die Verkaufszahlen erfüllten im Großen und Ganzen unsere Erwartungen, aber wir wollen den gleichen Erfolg jetzt mit einzelnen Hardware-Komponenten erzielen", redet sich Fran O'Sullivan von IBMs Personal Computer Division die Ergebnisse schön, denn hochintegrierte Kompakt-PCs haben einen entscheidenden Nachteil: Kunden kaufen sie nicht, Fachkreise sprechen von Ladenhütern. Lediglich Apples iMac konnte bis heute diesen Trend durchbrechen.
Die Gründe: Wegen des aufwendigen Designs gehören All-in-one PCs nicht gerade zu den Billigsten ihrer Art. Der kleinste Vertreter der X-Serie kostet 1699 US-Dollar und ist mit einem 1,6-GHz-Pentium, 128 MByte RAM, einer 20-GByte-Festplatte und einem 15-Zoll-Flachdisplay ausgestattet. Kombiniert der Kunde dagegen auf eigene Faust ein 619 Dollar teures T560-Display mit einem 1,8 GHz schnellen Modell der Netvista-M-Serie, spart er ganze 280 Dollar und erhält obendrein mehr Leistung für sein Geld.
Außerdem klaffen die sogenannten Lebenszyklen von Flachdisplays, Monitoren und Rechnern signifikant auseinander. Nach Meinung von Experten verstauben Displays im Durchschnitt rund sieben Jahre oder noch länger auf den Schreibtischen ihrer Nutzer, bevor sie gegen ein neueres Modell ausgewechselt werden. PCs bringen es nur auf drei bis vier Jahre. Wer sich für Kompakt-PCs entscheidet, schickt deshalb seinen Monitor rund vier Jahre früher aufs Altenteil als nötig -- und das geht ins Geld.
PCs der NetVista-X-Serie haben zudem Schwierigkeiten, die Balance zu halten, weil der eigentliche Rechner im hinteren Teil integriert und die gesamte Einheit an einem Schwenkarm aufgehängt ist. Beim iMac verstaut Apple die rechnende Hardware im unteren Teil des Produkts und sorgt dadurch für mehr Stabilität.
Trotz dieser offensichtlichen Nachteile kann der um einen Monitor herum gebaute Kompakt-PC anscheinend dennoch auf eine kleine, aber treue Anhängerschaft zählen. Gateway will dem Vernehmen nach noch in diesem Sommer ein neues Modell seiner Profile-Kompaktserie auf den Markt bringen. Im Profile 4 soll ein Pentium 4 werkeln und ein 17-Zoll-Monitor integriert sein. Mit seinem vierten Integrierten schielt Gateway auch auf Käufer, die bisher zu Apples iMac griffen. (ku)