Microsoft will sich freiwillig Sanktionen unterwerfen

Microsoft will Teile der Sanktionen, die der Konzern mit dem US-Justizministerium in der außergerichtlichen Einigung im Kartell-Prozess ausgehandelt hatte, freiwillig in seiner Firmenpolitik implementieren.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Microsoft will Teile der Sanktionen, die der Konzern mit dem US-Justizministerium in der außergerichtlichen Einigung im Anti-Trust-Prozess gegen Microsoft ausgehandelt hatte, freiwillig in seiner Firmenpolitik implementieren. Das geht aus der Ankündigung einer telefonischen Pressekonferenz hervor, die Microsoft heute auf 10 Uhr 30 (Ortszeit Seattle) angesetzt hat. Die zuständige Richterin im Kartell-Verfahren gegen den Software-Konzern hat bislang noch nicht entschieden, ob sie die außergerichtliche Einigung akzeptiert. Ein Urteil darüber und im Fall der weiterführenden Klage von neun Bundesstaaten gegen den Software-Konzern wird frühestens zum Ende des Sommers erwartet. Beobachter rätseln nun allerdings, ob der Software-Riese mit der Ankündigung lediglich die Richterin für sich einnehmen will, oder ob Colleen Kollar-Kotelly den Microsoft-Anwälten bereits den Ausgang des Verfahrens signalisiert hat. Nähere Einzelheiten gehen aus Microsofts Ankündigung bislang nicht hervor.

Neun der ursprünglich 18 klagenden Bundesstaaten hatten im vergangenen November eine außergerichtliche Einigung zwischen Microsoft und dem US-Bundesjustizministerium akzeptiert. Nach Ansicht der neun weiterhin klagenden US-Bundesstaaten würden die Auflagen dieser außergerichtlichen Einigung den Softwaregiganten nicht daran hindern, seine Monopolstellung weiter zum Nachteil der Konkurrenz auszunutzen. Außerdem würde Microsoft durch die Einigung nach Ansicht der verbliebenen Klänger nicht daran gehindert, sein Monopol auch auf weitere Marktsegmente wie Multimedia-Software oder Settop-Boxen für Fernseher auszudehnen.

Die Kläger hatten daher im weiteren Verlauf des Verfahrens eine ganze Reihe sehr scharfer Auflagen gegen Microsoft gefordert -- unter anderem sollte der Software-Gigant gezwungen werden, eine modulare Version von Windows XP bereitzustellen. Auf diese Weise sollte verhindert werden, dass Microsoft weiterhin Anwendungssoftware -- wie etwa den WWW-Browser Internet-Explorer -- mit seinem Betriebssystem bündelt. Der Software-Konzern hatte diese Forderung als technisch unmöglich abgelehnt, will dem Windows-Nutzer allerdings mit dem für den Herbst angekündigten ersten Windows-XP-Servicepack die Möglichkeit bieten, in Windows integrierte Programme durch solche zu ersetzen, die nicht von Microsoft kommen. Eine vergleichbare Funktion hat Microsoft zudem in das Service-Pack 3 für Windows 2000 integriert. (wst)