Entwicklungsumgebungen: Theia als nächste Generation der IDE-Plattform Eclipse

Die Plattform zum Erstellen von IDEs in der Cloud und auf dem Desktop deckt laut dem Eclipse-Geschäftsführer aktuelle Bedürfnisse der Softwareentwicklung ab.

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(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Rainald Menge-Sonnentag

Der Geschäftsführer der Eclipse Foundation Mike Milinkovich hat in einem Blogbeitrag Theia als die nächste Generation von Eclipse bezeichnet. Die Toolplattform dient als Grundlage für Entwicklungswerkzeuge, die sowohl auf dem Desktop als auch webbasiert arbeiten können.

Ursprünglich hatte das deutsche Unternehmen TypeFox gemeinsam mit Ericsson das Theia-Projekt gestartet, das nun unter dem Dach der Eclipse Foundation steht. Im März 2020 ist schließlich die erste Hauptversion von Eclipse Theia erschienen. Die aktuelle Version 1.23 kam im März heraus. Die Verantwortung für die Entwicklung liegt bei der 2019 gegründeten Eclipse Cloud Development Tools Working Group (ECD WG).

Die Foundation hat die Plattform in der Pressemitteilung zum Release von Theia 1.0 als "echte Open-Source-Alternative" zu Visual Studio Code bezeichnet, was vor allem als Spitze gegen Microsoft als führendes Unternehmen hinter letzterem Sourcecode-Editor gerichtet war. Theia habe im Gegensatz dazu zahlreiche Unternehmen hinter sich, darunter IBM, Red Hat, SAP, Google und Huawei.

Zahlreiche namhafte Unternehmen haben tragen zu Theia bei oder setzen die Plattform ein.

(Bild: Eclipse Foundation)

Theia und Visual Studio Code haben mit dem Monaco-Editor von Microsoft eine gemeinsame technische Grundlage. Allerdings ist Theia deutlich modularer aufgebaut, um unterschiedliche Anwendungsfelder vom Desktop bis zum Einsatz in der Cloud abzudecken. Entwicklerinnen und Entwickler können in Theia Erweiterungen für Visual Studio Code verwenden.

Ende März hatte bereits ein Blogbeitrag auf Eclipse Source Theia als nächste Generation der Eclipse Plattform für IDEs und Werkzeuge bezeichnet. Milinkovich unterstützt diese Aussage mit seinem Blogbeitrag, stellt aber klar, dass es nicht das Ende der Eclipse IDE oder der Rich Client Platform (RCP) von Eclipse bedeute. Diese Projekte seien stabil und würden von einer breiten User-Basis genutzt.

Die Eclipse IDE hat am 7. November 2021 ihren zwanzigsten Geburtstag gefeiert und ist im März turnusmäßig im Release 2022-03 erschienen. Seit Juni 2020 kümmert sich eine eigene Arbeitsgruppe um die Weiterentwicklung der Entwicklungsumgebung.

Allerdings sehe die Foundation bei Entwicklungswerkzeugen insgesamt einen Trend hin zu webbasierten Techniken und schließlich zur Cloud. Daher suchten viele Teams, die derzeit auf die Eclipse IDE setzen, nach passenden Werkzeugen für die neuen Anforderungen. Hier böten sich Theia und verwandte Techniken wie das auf Container ausgelegte Entwicklungssystem Eclipse Che, die Graphical Language Server Platform (GLSP) zum Erstellen von Diagrammeditoren im Browser oder das Cloud-basierte Modellierungswerkzeug EMF.cloud (Eclipse Modeling Framework) an.

Obwohl Theia und die Eclipse Tools Plattform nicht eine einzige Codezeile gemeinsam haben, sei Ersteres durchaus eine Evolution von Letzterer, da sie auf den Erkenntnissen beim Entwickeln der Plattform aufbaue. Als Vorteil bringe Theia neben dem webbasierten Technologiestack ein neues Modulsystem jenseits des in der Eclipse IDE integrierten OSGi-Systems mit.

Milinkovich bezeichnet in seinem Blogbeitrag abschließend Theia als zentralen Baustein einer neuen Werkzeuggeneration. In diesem Kontext dürfe man die Plattform und ihr Ökosystem als nächste Generation der Eclipse-Plattform betrachten.

(rme)