Die digitale Kluft bei deutschen Kindern wird größer
Rund 42 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren surfen im Internet -- darunter vor allem der Nachwuchs von Eltern mit formal höherer Bildung.
Rund 42 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren surfen im Internet. Im Vorjahr seien es erst 28 Prozent gewesen, teilt das Marktforschungsinstitut iconkids & youth mit. Dabei sind demnach mit 39 Prozent nun auch fast genauso viele Mädchen online wie Jungen, die zu 45 Prozent ins Netz gehen. Für die Trendstudie wurden bundesweit 700 Kinder befragt.
Entscheidend für das Ausmaß der Online-Nutzung ist neben der Geschlechtszugehörigkeit anscheinend auch der Bildungsstand der Eltern: Haben die Eltern einen Volks- oder Hauptschulabschluss, so gehen im Schnitt 37 Prozent ihrer Kinder ins Internet. In Haushalten, deren Eltern Akademiker sind oder Abitur gemacht haben, sind es 52 Prozent. Darin sehen die Marktforscher einen verstärkten Trend zur "Zwei-Klassen-Gesellschaft". Ähnliche Ergebnisse für die USA ergab kürzlich eine Studie der Annie E. Casey Foundation.
Noch "dramatischer" erscheinen den Forschern die Zahlen, wenn nur die Kinder berücksichtigt werden, die zu Hause surfen können. Hier liegt der Anteil der Online-Kids in den Familien mit formal höherem Bildungsniveau mit 49 Prozent fast doppelt so hoch wie in den anderen Familien, bei denen lediglich 26 Prozent der Kinder in den eigenen vier Wänden ins Internet gehen.
Ähnliche Resultate zeigten sich beim Zugang der Kinder zu einem Computer daheim. Auch hier gab es im vorigen Jahr einen deutlichen Zuwachs um 21 Prozentpunkte auf nun 68 Prozent. Hier sind Kinder aus Familien mit höherer Bildung ebenfalls bevorteilt, denn sie können zu 84 Prozent zu Hause einen PC nutzen, während nur 57 Prozent der Kinder aus Familien mit formal niedriger Bildung dazu Gelegenheit haben.
"Der unterschiedliche Bildungsgrad wirkt sich natürlich auf das verfügbare Haushaltsbudget aus und führt so zu den gemessenen Unterschieden", meint dazu Axel Dammler, Geschäftsführer von iconkids & youth. "Außerdem arbeiten Menschen mit höherer Bildung oft selbst mit Computer und Internet und sehen deswegen auch eher die vielfältigen Möglichkeiten, die diese Medien den Kindern bieten."
An diesem gravierenden Startnachteil vieler Kinder im Bildungswettlauf werde sich so bald nichts ändern, meinen die Marktforscher. Die Schule trage nichts zur Chancengleichheit der Kinder bei, denn nur 16 Prozent der Kinder können dort überhaupt einen Computer nutzen, und dies oft nur sehr sporadisch. (anw)