Unterhaltungsindustrie verunsichert Tauschbörsianer

Mit immer neuen Drohungen macht die Musik- und Filmindustrie Tauschbörsianern Angst vor Vergeltungsmaßnahmen und hohen Strafen. Jetzt soll sie sogar Viren verbreiten, die Raubkopien löschen.

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Von
  • Nico Jurran

Die Musik- und Filmindustrie bedroht Tauschbörsianer mit Vergeltungsmaßnahmen und hohen Strafen. Gerüchten zufolge soll sie jetzt sogar schon Viren verbreiten. Spiegel Online berichtet von einem anonymen Tipp eines besorgten Tauschbörsen-Nutzers, wonach die "RIAA oder wer auch immer" damit begonnen hätte, Viren bei Kazaa zu verteilen, die "gleichlautende Files auf der Festplatte zerstören". "Lädt man sich Leonard Cohen runter, dann werden sämtliche Leonard-Cohen-mp3-Dateien auf der Festplatte zerstört", behauptete der Tippgeber.

Auslöser für derartige Schreckensmeldungen dürfte vor allem der Ende Juli vom demokratischen Abgeordneten Howard Berman aus Kalifornien und einigen seiner Kollegen im US-Repräsentantenhaus eingebrachte Gesetzesentwurf zur Bekämpfung der P2P-Piraterie sein. Das Gesetz würde es Copyright-Eignern wie den großen Medienkonzernen erlauben, auf eigene Faust mit entsprechenden technischen Mitteln den Tausch von Dateien auf dezentralen Peer-to-Peer-Netzwerken wie Gnutella oder Kazaa zu unterbrechen oder zu stören. Allerdings darf dabei nicht in andere Computersysteme eingedrungen werden; Daten auf ihnen dürfen nicht beschädigt, Viren nicht verschickt und ganze Tauschbörsen nicht lahmgelegt werden: Keine Lizenz zum Cracken also, aber womöglich für DoS-Angriffe.

Dagegen wirkt die -- offenbar von der Musikindustrie initiierte -- Überflutung der P2P-Tauschbörsen mit manipulierten MP3-Dateien geradezu harmlos. Vor allem, da bereits Gegenmittel verfügbar sind.

Außer Frage steht, dass die Musikindustrie versucht, Stimmung gegen die Tauschbörsianer zu machen. So veröffentlichte sie in den amerikanischen Medien ein Schreiben vom 25. Juli an den US-Justizminister John Ashcroft, in dem dieser dazu aufgefordert wurde, mit härteren Strafen gegen Nutzer von Kazaa und Co. vorzugehen. Weiterhin forderten die Unterzeichner -- 19 Personen, die in den USA mit der Gesetzgebung betraut sind -- das Justizministerium auf, mehr Energie auf die Schaffung eines Gesetzes zum Schutz des Urheberrechtes im Internet zu verwenden. "Eine solche Anstrengung ist nötig, da der Online-Diebstahl der gestalterischen Werke unserer Nation eine wachsende Bedrohung für unsere Kultur und Wirtschaft sind." (nij)