Oekonux oder der Übergang in die klassenlose Pinguin-Gesellschaft

In Berlin wurde gestern die zweite Oekonux-Konferenz eröffnet -- diesmal mit zahlreicher internationaler Beteiligung.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit dem ihr eigenen Charme universitärer Hartplatzveranstaltungen wurde gestern in Berlin die zweite Oekonux-Konferenz eröffnet. Oekonux ist im Kern eine Mailing-Liste, auf der die Frage diskutiert wird, ob die Prinzipien für das Programmieren quelloffener Software hinreichende wie notwendige Bedingungen einer kommenden Gesellschaft sein können. Da viele Fragen, wie etwa der Übergang in die klassenlose Pinguin-Gesellschaft machbar ist, ausgesprochen knifflig sind, gibt es Konferenzen zur Selbstverständigung. Die 125 Interessenten sollen den Weg in den "Mathematikbau" der TU Berlin finden und bis zum Sonntag über die Keimform freier (Programmier)-Arbeit diskutieren, über die sich der Mensch entfalten kann. Oekonux möchte dezidiert die Diskussion über freie Software vorantreiben: der Gattungsbegriff Open Source ist eher verpönt.

Im Unterschied zur ersten Oekonux-Konferenz in Dortmund hat die diesjährige Tagung internationalen Charakter. Ein Viertel der Teilnehmer referiert auf Englisch. Die von den Veranstaltern propagierte selbstorganisierte "Simultan-Kleingruppenübersetzung" endete schon am ersten Tag in einem Notruf nach Babelfischen: im Unterschied zur ersten Konferenz nehmen mehr Entwickler teil, die eigene Anliegen haben und diese auf deutsch vortragen. Die ökonomische Lage ist nicht rosig, und das Modell vom Programmierer, der tagsüber sein Geld sein Geld in einer renommierten Firma verdient und nächtens den Code seines Projektes pflegt, ist brüchig geworden.

So gab es eine angeregte Diskussion um das Street Performer Protocol, als Jamie King und Alan Toner ihren Vorschlag vorstellten, Kunst in eine Art öffentlichen-rechtlichen Raum zu stellen, in dem das Copyright abgeschafft ist. Diskutiert wurde, ob sich die Idee der beiden Engländer abseits der Kulturproduktion auch auf die Softwareproduktion übertragen lässt. Am Ende wurde das Modell eines General Public Support Agreements diskutiert, das Entwicklern die nötige ökonomische Sicherheit geben soll. (Detlef Borchers)/ (em)