AOL stürzt sich auf den IM-Businessmarkt (Update)
Wichtige Sicherheitsfunktionen beim Instant Messenger für Firmen will AOL erst im Laufe des nächsten Jahres nachliefern; es gibt aber Alternativen.
Vor einigen Tagen stellte America Online eine Beta seines neuen Instant-Messaging-Clients AIM 5.1 ins Web, jetzt kündigt der Online-Riese an, demnächst den Businessmarkt stärker ins Visier nehmen zu wollen. Auch unternehmensintern können die schnellen Nachrichten die Kommunikation unter Kollegen verbessern; der Profibereich wächst, meint AOL. Rund 17 Millionen US-Amerikaner benutzten Instant Messaging aus beruflichen Gründen; im letzten Jahr waren es erst 13 Millionen.
Die neue Version 5.1 des AOL-Clients hat aber einen entscheidenden Nachteil: Sie verschlüsselt nicht. Im Intranet unter dem Schutzmantel einer Firewall mag das kein Nachteil sein. Wollen aber geografisch verteilte Filialen eines Unternehmens übers Internet miteinander kommunizieren, wandern sicherheitssensible Firmendokumente möglicherweise unverschlüsselt übers Netz. Deshalb will AOL seinen nächsten IM-Client auch mit Verschlüsselungsfunktionen ausstatten -- allerdings erst im nächsten Jahr. Schon heute bietet der Online-Dienst seinen Geschäftskunden für 35 US-Dollar pro User einen Premium-Service an, mit dem sich zum Beispiel IM-Nachrichten überwachen und archivieren lassen. Das "Enterprise Gateway" kennt auch eine Rechtevergabe für Gruppen, so dass bestimmte Personen Instant Messaging nur Firmen intern benutzen können, schreibt die Washington Post. Die entscheidende Software-Technologie, der Chiffrieralgorithmus, fehlt aber noch.
Alternativen gibt es bereits: Der Chat-Client Trillian spricht die Protokolle von AIM, MSN, Yahoo und ICQ. Wer Trillian installiert hat, kann sich also mit den Nutzern dieser Dienste problemlos unterhalten. Mehr noch: AIM- und ICQ-Nachrichten verschlüsselt Trillian nach dem 128-bittigen Blowfish-Verfahren. Damit bietet die Software heute schon den Sicherheitsstandard, den AOL erst im nächsten Jahr anbieten will.
Aber nicht nur Trillian bietet das entscheidende Quäntchen Sicherheit, das Hackern das Leben schwer macht. Auch die IM-Clients Vista, Boomerang SST, Sonork und iGo incognito arbeiten mit Verschlüsselungsalgorithmen. Für einen 2048-bittigen Schlüssel werden bei iGo zwar 20 US-Dollar im Jahr fällig. Bedenkt man aber die möglichen Auswirkungen von Industriespionage, dürfte sich das Geld schnell amortisieren. (ku)