T-Online profitiert von kostenpflichtigen Web-Inhalten
Sehr überzeugt zeigt sich der T-Online-Chef, dass die Telekom-Tochter mit bezahlten Inhalten in Zukunft hauptsächlich Geld verdient: Es sei ein "Geburtsfehler des Internet" gewesen, dass "geistiges Eigentum nichts kostet".
"Im Jahr 2004 werden Sie keine Diskussion mehr haben zu der Frage: Geht paid content überhaupt? Das wird dann einfach akzeptiert." Sehr überzeugt zeigt sich Thomas Holtrop, Chef der Telekom-Tochter T-Online, dass der Internet-Provider mit bezahlten Inhalten im Web statt mit reinen Zugangsgebühren in Zukunft hauptsächlich sein Geld verdient. In einem Interview, das die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in ihrer heutigen Ausgabe veröffentlicht, betonte er, T-Online sei mit dem Bezahl-Web vorgeprescht, und "jetzt kommen alle hinterher." Es werde zwar immer auch ein freies, kostenloses Angebot im Web geben, meinte der T-Online-Chef, es sei aber ein "Geburtsfehler des Internet" gewesen, dass "geistiges Eigentum nichts kostet".
Holtrop will bei seinen Plänen, signifikante Erlöse aus den Bezahlinhalten zu erzielen, nicht wie andere Anbieter der Devise "Sex sells" folgen: "Da wollen wir als T-Online nicht rein, dies lässt sich nicht mit unserer Marke vereinbaren", kommentierte er eine entsprechende Nachfrage der Zeitung. Es gebe auch andere Bereiche, in denen auch jetzt schon kostenpflichtige Inhalte von den Nutzern akzeptiert würden: Unter den momentan 3.000 Angeboten, für die T-Online- Kunden extra Gebühren zahlen müssen, sei ein "Diätcoach der absolute Renner". Gut angenommen werde auch Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Die Folgen des Dauerbrenners unter den "Daily Soaps" sind bei T-Online gegen Gebühr sechs Stunden vorher zu sehen, bevor sie im Fernsehen ausgestrahlt werden. "Es gibt eine ansehnliche Zahl von Jugendlichen, die einen Euro dafür bezahlen, um früher zu erfahren, wer in der Serie wen geküsst hat", sagte Holtrop.
Für das Jahr 2002 erwartet Holtrop, dass T-Online aller Voraussicht nach die Gewinnprognosen übertreffen kann. Bisher hatte das Darmstädter Unternehmen einen Gewinn (vor Steuern und Abschreibungen) von 30 bis 40 Millionen Euro vorhergesagt. Das tatsächliche Ergebnis werde wohl eher darüber liegen. "Wenn Sie namhaften Analysten glauben, kommen wir auf ein Plus (EBITDA) zwischen 40 und 60 Millionen." Schon Anfang 2001 hatte Holtrop, kurz nach seinem Amtsantritt, angekündigt, T-Online von einem reinen Internet-Provider zu einem Internet-Medienhaus machen zu wollen, um aus den roten Zahlen zu kommen. Diese langfristige Strategie sieht der ehemalige Banker nun langsam aufgehen: "Die 'Sprinter' sind müde, sie haben sich kurzfristig verausgabt. Jetzt kommt die Zeit derer, die die Sache relaxter angehen", meinte Holtrop unter Anspielung auf das Platzen der New-Economy-Blase. (jk)