Viva-Chef: Wir haben das Internet überschätzt
Aus dem Viva-Beiboot Viva plus soll ein Musiksender werden, für den die Zuschauer über kostenpflichtige Anrufe ihr eigenes Programm machen können.
Viva-Chef Dieter Gorny will Viva plus umformen. Jetzt soll aus dem Viva-Beiboot ein Musiksender werden, für den die Zuschauer über kostenpflichtige Anrufe ihr eigenes Programm machen können. Die Versuche vom Jahresbeginn, aus dem Sender ein "CNN des Musik-TV" zu machen, bezeichnete Gorny in einem dpa-Gespräch als beendet. "Wir haben das Internet als interaktives Medium überschätzt", sagte der 49-Jährige am Donnerstag. "Die Zielgruppe, um die es geht, hat nicht das 'Multiscreening'-Verhalten an den Tag gelegt, wie wir es erwartet hatten."
Von ehemals 50 Mitarbeitern von Viva plus sind nur noch zehn beim Sender. Gorny, der Viva vor neun Jahren gründete, erwartet trotz der Viva-plus-Verluste für 2002 ein gutes Ergebnis. "Wir bleiben bei unseren Prognosen", sagte er. Viva mit AOL Time Warner als Hauptaktionär habe eine Umsatzerwartung von 109 Millionen Euro, Gewinne vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) würden sich auf 26 Millionen Euro belaufen, Gewinne vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 15 Millionen Euro. "Viva bleibt ein profitables Unternehmen und erzielt für das Mediengeschäft einzigartige Gewinne."
Auch mit der Entwicklung der TV-Produktionsfirma Brainpool, die Viva übernommen hat, zeigte sich Gorny zufrieden. Fast alle Sendungen erzielten überdurchschnittliche Einschaltquoten: Stefan Raabs "TV Total" (ProSieben), Anke Engelkes "Ladykracher" (SAT.1), "Elton TV" (ProSieben)und auch die Eventprogramme "Promiboxen" (RTL) und der "Deutsche Comedypreis" (RTL). Der Kölner Sender RTL würde sich nach Gornys Worten auch als Partner für weitere Kooperationen anbieten, zum Beispiel beim Musikpreis "Comet", bislang eine Gemeinschaftsaktion von Viva und dem ZDF. Die von Brainpool geplante Weltraumshow mit einem Flug ins All als Hauptpreis liege allerdings noch auf Eis.
Gorny erwartet, dass Tobias Schlegl nach dem Ende seiner ProSieben-Show in diesem Monat zu Viva zurückkehrt. Oliver Pocher, einer der bekanntesten Viva-Moderatoren, werde derzeit für einen großen Privatsender aufgebaut. Auf Ablehnung stoßen bei Gorny umstrittene TV-Formate wie "Jackass" oder "I bet -- you will", die beim Konkurrenten MTV laufen. "Sendungen solcher Art passen nicht zu uns", sagte Gorny. (dpa) / (jk)