Neuer Telekom-Chef auf "Roadshow"

Der neue Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke wirbt bei ausländischen Investoren um Vertrauen für seinen Sanierungsplan.

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  • dpa

Der neue Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hat an seinem gestrigen ersten Arbeitstag an der Spitze des hochverschuldeten Konzerns bei ausländischen Investoren um Vertrauen für seinen Sanierungsplan geworben. Am Freitag flog er zu Gesprächen mit Finanzinstituten nach London: "Roadshow" oder "Klinkenputzen" nennen das Wirtschafsleute.

Die Telekom-Mitarbeiter in Bonn werden noch ein paar Tage warten müssen, bis sie den "Neuen" zu Gesicht bekommen. Schon am Montag fliegt Ricke gemeinsam mit seinem Amtsvorgänger Helmut Sihler nach New York. Dort geht an der Wall Street die Vorstellungstour weiter. Erst Mitte nächster Woche wird er das Büro seines Förderers Ron Sommer übernehmen.

Der ehemalige Chef der Mobilfunksparte T-Mobile muss zügig einen Berg von Problemen angehen: Die Schuldenlast von 64 Milliarden Euro soll bis Ende 2003 auf 49 bis 52 Milliarden Euro gedrückt werden. Um die Kosten zu senken, verlieren bis Ende 2005 weltweit 54.700 der 250.000 Telekom-Mitarbeiter ihren Job, davon 42.500 in Deutschland. Der Verkauf der Kabelnetze soll spätestens im kommenden Frühjahr abgeschlossen sein.

Der Rekordverlust der Telekom für die ersten neun Monate dieses Jahres enthält rund 20,3 Milliarden Euro an Sonderabschreibungen. Vor allem wurden die Buchwerte für die US-Mobilfunktochter VoiceStream und UMTS-Lizenzen korrigiert. An VoiceStream und der noch von Sommer festgelegten Vier-Säulen-Strategie (Mobilfunk, Festnetz, System, Internet) will der Konzern aber festhalten.

Analysten und Aktionärsschützern beurteilten Rickes Wahl skeptisch. Werner Stäblein von Frankfurter BHF-Bank sieht in dessen Konzernstrategie lediglich die Fortführung des Sommer- Kurses. "Das Rad wird bei der Telekom nicht neu erfunden. Was da präsentiert wurde, ist nicht neu", sagte Stäblein. Immerhin habe die Telekom in Sachen Schuldenabbau an Glaubwürdigkeit gewonnen. Dies werde von den Märkten begrüßt.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, warnte vor zu viel Euphorie. Der Personalwechsel allein werde der Telekom nicht helfen. Ricke sei zwar ein Insider, habe sich aber "als Sanierer und Finanzexperte noch keinen Namen gemacht", sagte Hocker. Doch Ricke sei fest entschlossen, seine Kritiker zu widerlegen, ist aus Kreisen der Telekom zu hören. "Besonders ärgern ihn die Beschreibungen, er sei der Ziehsohn von Sommer und für den Job viel zu jung". (dpa) / (em)