Gesellschaft für Informatik: "Werde Informatiklehrerin" – per Quereinstieg

Schülern fällt als lebendes weibliches Technik-Vorbild nur Ex-Kanzlerin Angela Merkel ein. Mit dem Projekt "Werde Informatiklehrerin" soll sich das ändern.

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(Bild: BGStock72/Shutterstock.com)

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Mehr Informatik-Dozentinnen braucht das Land: Die Gesellschaft für Informatik (GI) startet am Donnerstag zusammen mit der Abteilung für Didaktik der Informatik der Universität Oldenburg und der Initiative #SheTransformsIT die Kampagne "Werde Informatiklehrerin". Sie soll durch Beratungsangebote, Handreichungen und Aktionsempfehlungen gezielt Frauen zu einem Quereinstieg ins Informatiklehramt motivieren und dabei unterstützen.

Der jüngst veröffentlichte Informatik-Monitor 2022 der GI hat gezeigt, dass immer mehr Bundesländer das Fach Informatik einführen. Damit ist der Bedarf an qualifizierten Lehrkräften noch einmal stark gestiegen. Bundesweit können aktuell so nur 62,3 Prozent aller Dozentenstellen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) mit grundständig ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden. Um dem Personalmangel in der Informatik zu begegnen, braucht es laut der GI daher – gerade auch für Frauen – verständliche Quer- und Seiteneinstiegsmöglichkeiten ins Lehramt.

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Auf der Projektwebseite können sich Interessierte Testimonials anschauen sowie etwa darüber aufklären, dass Informatik-Lehrkräfte neben ihren Stammaufgaben häufig auch Arbeitsgemeinschaften zum Beispiel im Bereich Robotik oder "Jugend forscht" leiten, bei der Digitalisierung ihrer Schule beratend zur Seite stehen oder Aufgaben als Datenschutzbeauftragte der Institution übernehmen. Oft stellten sie ferner eine Brücke zu lokalen IT-Dienstleistern her. Ein pädagogischer Abschluss sei keine zwingende Voraussetzung. In den meisten Bundesländern gebe es die Option, auch mit einem Diplom- oder Mastertitel einzusteigen.

Jugendliche bräuchten schon früh in der schulischen Bildungsbiografie weibliche Vorbilder, betonen die Macher der Aktion. Wenn es um solche Idole im Bereich Technik gehe, seien aber nur 11 Prozent der Schüler in der Lage, Frauen zu benennen. Darunter sei Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die einzig lebende. Das dürfe so nicht bleiben.

Das Bild der Informatik sei mitunter vom Klischee des "männlichen Nerds" geprägt, heißt es bei den Organisatoren. Dies gelte in der Schule genauso wie in der Wirtschaft und der Forschung. Nur 15 Prozent aller Bewerbungen als IT-Spezialisten stammten von weiblichen Personen.

Die neue GI-Präsidentin Christine Regitz beklagt: "Leider sind Frauen in MINT-Fächern im Allgemeinen und in der Informatik im Speziellen noch immer dramatisch unterrepräsentiert." Der Anteil der Frauen in Informatikstudiengängen steige zwar jährlich, habe aber 2020 immer noch bei nur 22 Prozent gelegen, weiß die Informatikdidaktikerin Ira Diethelm: "In ganz Deutschland haben im selben Jahr nur 117 Studierende das Lehramtsstudium in der Informatik abgeschlossen, 32,5 Prozent davon waren Frauen." Hilfen zum Quereinstieg seien daher genauso unerlässlich wie ein positives Lernerleben für alle Schülerinnen und Schüler im informatischen Bereich.

Das wissenschaftliche Fundament der Aktion soll eine von der Carl-Zeiss-Stiftung seit Anfang des Jahres geförderte Studie über Informatiklehrerinnen liefern. Erste Erkenntnisse daraus sollen fortan auch direkt online veröffentlicht werden. "Die Informatik ist Basis für zahlreiche Innovationen, die Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend verändern", begründet der Geschäftsführer der Stiftung, Felix Streiter, das Engagement. "Um entsprechende Technologien voranzutreiben, müssen wir mehr Menschen für Informatik begeistern." Fünf solche didaktisch ausgerichtete Stiftungsprofessuren habe man daher bereits bewilligt.

(kbe)