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Warum in Frankfurt das digitale Parkleitsystem nur mit Handarbeit funktioniert

Das System galt einst als vorbildlich. Doch mittlerweile ist die Technik veraltet. Und aufgrund einer Sicherheitslücke mussten Verbindungen gekappt werden.

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Eingang eines Parkhauses

Moderne Technik in einem Parkhaus in Bremen - in Frankfurt am Main ärgern sich unterdessen Bürger über falsche Anzeigen zu freien Plätzen.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Malte Kirchner

In der Stadt Frankfurt am Main stimmen die angezeigten Belegungszahlen der Parkhäuser nicht. Parkhäuser werden als voll belegt angezeigt, obwohl sie noch freie Plätze haben, beklagte ein Kommunalpolitiker in einer Anfrage an die Stadt. Dieser Zustand halte schon seit Monaten an. Ursache ist aber laut Auskunft der Stadtverwaltung nicht ein Softwarefehler oder ein Problem mit den Sensoren für die Fahrzeugerfassung, sondern dass die digitalen Tafeln im Stadtgebiet per Hand mit Zahlen bestückt werden müssen.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Diesen ungewöhnlichen Weg beschreitet die Stadt vorrangig aufgrund der Log4j-Sicherheitslücke, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Aufgrund der Schwachstelle in der Protokollierungsbibliothek für Java-Anwendungen habe die Stadt das Parkleitsystem von der Verkehrsleitzentrale abgekoppelt, heißt es in einer Antwort der Stadt. Seither werden alle Belegungsdaten von Mitarbeitern per Hand eingegeben. Schon in den Jahren zuvor wurden aber zunehmend Zahlen in Handarbeit eingepflegt, da die veraltete Technik nach Parkhaussanierungen offenbar nicht mit breiteren Stellplätzen zurechtkam.

Bei seiner Einführung im Jahre 1992 galt das System noch buchstäblich als wegweisend. Die dynamischen Anzeigen fanden viel Zuspruch, erinnert die FR. Mit der Zeit wuchs jedoch der Unmut, da nicht alle Parkhäuser integriert waren und vor allem private Anbieter teilweise fehlten.

Das alte System hat nach Angaben der Stadt keine Zukunft mehr. Es werde vom Hersteller schon lange nicht mehr angeboten und verursacht laut Stadt "unverhältnismäßige Betriebskosten". Bereits vor vier Jahren wurde ein Gesamtkonzept entwickelt, um das Verkehrsleitsystem der Stadt komplett neu aufzustellen. Allerdings gibt es bis heute nicht einmal Gelder für die Planung des neuen Systems - eine Umsetzung liegt damit noch in weiter Ferne.

(mki)