Tesla Grünheide: Ausgetretene Farbmischung ist schwach wassergefährdend

Rund drei Wochen nach Eröffnung der neuen Tesla-E-Autofabrik in Grünheide trat in der Lackiererei Flüssigkeit aus. Die Kritik von Umweltschützern ist groß.

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(Bild: Markus Mainka/Shutterstock.com)

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  • dpa
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Die vor rund zwei Wochen in der Lackiererei von US-Autobauer Tesla in Grünheide ausgetretene Farbmischung ist nach Behördenangaben schwach wassergefährdend. "Ausgetreten ist eine zähflüssige Farbmischung, die im Rahmen der Elektrotauchlackierung zum Einsatz kommt. Sie ist laut unterer Wasserbehörde der Wassergefährdungsklasse 1 zuzuordnen", teilte der Brandenburger Landkreis Oder-Spree der Deutschen Presse-Agentur mit. Zu dieser Klasse zählen zum Beispiel bestimmte Laugen oder Säuren. Wassergefährdend (Klasse 2) ist etwa Diesel, während Altöl stark wassergefährdend (Klasse 3) ist.

Am 11. April waren bei Tesla nach Angaben des Brandenburger Landesumweltamtes 15.000 Liter Behandlungsbad aus der Elektrotauchlackierung ausgetreten. Die Behörde stufte dies als Betriebsstörung ein. Eine Entsorgungsfirma pumpte die in einer Wanne aufgefangene Flüssigkeit ab. Am 12. April liefen demnach bei der Verladung zwei bis drei Liter auf die Zufahrt. Die Flüssigkeit sei mit Bindemittel aufgenommen worden. Im Gegensatz zur Einstufung nach Wasserrecht ist der Lack laut Landesumweltamt nicht gefahrstoffrechtlich eingestuft. Deshalb habe es sich nicht um einen Störfall gehandelt.

Der Landkreis Oder-Spree wiederholte die Einschätzung, dass keine Gefahr für die Umwelt bestehe. "Von einem Eintrag der Flüssigkeit in die Kanalisation und das Grundwasser ist nicht auszugehen", teilte Sprecher Mario Behnke mit. Die untere Wasserbehörde habe im Genehmigungsverfahren darauf hingewirkt, dass auch unwahrscheinlichen Havarieszenarien sicher begegnet werden könne. "Die hierfür vorgesehenen Einrichtungen und Maßnahmen haben im vorliegenden Fall gegriffen und eine Verschmutzung des Bodens und Grundwassers verhindert."

Die Wassertafel Berlin-Brandenburg warf den Umweltbehörden vor, sie seien ihrer Verantwortung nach einer umfassenden Aufklärung nicht nachgekommen. Eine Elektroautofabrik und die geplante Batteriefabrik hätten in einem Trinkwasserschutzgebiet nichts zu suchen. Das Gelände liegt teilweise in einem solchen Schutzgebiet.

Die Bürgerinitiative Grünheide und der Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg forderten Tesla in einem offenen Brief an mehrere Manager dazu auf, besser zu informieren. Die Menschen in der Umgebung hätten aus der Zeitung erfahren, dass Chemikalien während des Produktionsprozesses ausgetreten und möglicherweise über das Erdreich in das Grundwasser gelangt seien, heißt es darin. Die Märkische Oderzeitung hatte darüber am Freitag berichtet.

Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der auch Tesla beliefert, hatte den Umweltbehörden zuvor mangelnde Transparenz vorgeworfen. Der WSE hält den Austritt der Flüssigkeit für einen Störfall. Der Kreis will nach eigenen Angaben mit dem Verband in Kontakt treten. Ein Eingreifen des WSE sei nicht erforderlich gewesen, weil keine Schutzgüter in Gefahr gewesen seien. Tesla hat sich bisher nicht zu dem Vorfall geäußert.

Tesla hat am 22. März die neue Autofabrik in Grünheide bei Berlin eröffnet. In der ersten Ausbaustufe sollen pro Jahr 500.000 Fahrzeuge vom Band rollen, das Unternehmen fährt die Produktion nach eigenen Angaben aber erst allmählich hoch.

(bme)