Großbritannien erwägt Chip-Implantate für Sexualstraftäter

In Großbritannien wird ein Chip entwickelt, mit dem verurteilte Sexualstraftäter jederzeit geortet werden sollen.

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Chip-Implantate unter der Haut sollen es in Großbritannien künftig ermöglichen, verurteilte Sexualstraftäter jederzeit orten zu können. Für die Bürgerrechtler auf der Insel eine Horrorvision, doch laut der britischen Tageszeitung Guardian laufen bereits entsprechende Planungen. Ihr liegt nach eigenen Angaben ein Schreiben des zuständigen Ministers Hilary Benn vor, aus dem hervorgehen soll, dass an der nötigen Technik bereits gearbeitet werde. Laut dem Zeitungsbericht soll Compaq die Software entwickeln. Als weiterer Kooperationspartner kommt das Unternehmen Tracker in Frage, das gestohlene Fahrzeuge aufspüren hilft.

Vorgeschlagen wurden die Überwachungsmaßnahmen von den Phoenix Survivors, einer Gruppe von Menschen, die in ihrer Kindheit zur Prostitution gezwungen worden waren. Ihre Sprecherin Shy Keenan meint zu den Sexualstraftätern, "diese Leute leben außerhalb der Gesetze und können nicht kontrolliert werden. Man muss jederzeit überprüfen können, was sie gerade tun".

Mit dem Chip soll nicht nur der Standort des Vorbestraften ausgemacht werden können, sondern auch der Puls und der Blutdruck. Auf die Weise, so heißt es in dem Bericht, soll jederzeit erfasst werden können, ob der Chip-Träger Angst hat oder nervös ist. Daraus soll auf Vorzeichen für eine erneute Straftat geschlossen werden. Der britische Kybernetik-Professor Kevin Warwick hatte vor kurzem vorgeschlagen, solche Chips Kindern einzupflanzen, damit sie besser aufgefunden werden können, wenn sie verschwinden.

Auch die US-amerikanische Firma Applied Digital Solutions hatte vor drei Jahren einen solchen implantierbaren Chip, der per GPS zu orten sein sollte, angekündigt. Wegen der heftigen Reaktion in der Öffentlichkeit legte die Firma diese Pläne allerdings zunächst auf Eis und vermarktet seit Mai dieses Jahres zunächst einen implantierbaren Identifikationschip und ein elektronisches Armband zur Satellitenortung.

Für den Bürgerrechtler John Wadham sind die Planungen nicht akzeptabel. Der Schutz der Privatsphäre sei ohnehin unzulänglich. Die Chip-Implantate seien eine beängstigende Vision der Zukunft. Zunächst sollen zwar nur Sexualstraftäter überwacht werden, doch bald würden sich auch andere Gruppen wie zum Beispiel Asylsuchende finden, die auf die Weise unter Kontrolle gehalten werden sollen. (anw)