Genauer angesehen: Wie das graue Deutschland in Apple Karten grün wurde

Der frühere Chefkartograf Apples, Justin O'Beirne, hat die 14. Erweiterung von Apples Kartendienst genauer analysiert. Es ist das zweitgrößte Update in Maps.

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Die Apple-Karten von Düsseldorf im Vorher-Nachher-Vergleich

Düsseldorf in Apple Karten: Vorher (links) und nachher.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Malte Kirchner
Inhaltsverzeichnis

Aus Grau wird Grün: Mit dem Freischalten neuer Deutschland-Karten hat sich das Aussehen des Landes in Apple Karten erheblich verändert. Neben neuen 3D-Ansichten, der Anzeige von Ampeln und einem ersten Vorgeschmack auf die Street-View-Funktion Umsehen in München wurde vor allem sichtbar am Detailgrad der Karten gearbeitet. Der frühere Chefkartograf Apples, Justin O'Beirne hat schon mehrere Veränderungsschritte analysiert. In einem neuen Blogpost hat er sich jetzt auch die neuen Deutschland genauer angesehen.

Die insgesamt 14. Erweiterung von Apple Maps ist die bislang zweitgrößte, schreibt O'Beirne. Damit wurden bislang in 13 Ländern die Karten neu aufgearbeitet. Apple hat sich zum Ziel gesetzt, sein Kartenmaterial deutlich auszubauen. Den Anfang machte das Heimatland Apples, die USA, im Januar 2020. 46 Tage habe Apple die aktuelle Änderung öffentlich getestet, so O'Beirne. Zahlreiche Nutzer der App berichteten in sozialen Netzwerken, dass die neuen Karten schon vor dem offiziellen Start bei ihnen angezeigt wurden. Zum Vergleich: Nur in Kanada wurde mit 52 Tagen länger geprobt. Inzwischen hat Apple 18,4 Prozent der Landfläche der Erde überarbeitet.

Anders als Google hat Apple seinen Kartendienst primär für die eigenen Apps in iOS, iPadOS und macOS entwickelt. Ein Browserzugang besteht über die Suchmaschine DuckDuckGo, wenn dort in das Suchfeld eine Adresse eingetragen wird. Allerdings ist die Webversion, die Entwicklern auch für Websites bereitgestellt wird, im Funktionsumfang deutlich reduzierter als in den Apple-Apps. Die Street-View-Funktion fehlt dort bislang.

Der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt besonders in den höheren Zoomstufen ein deutliches Mehr an Grünflächen. Wo in Städten wie Köln und Heidelberg vorher in der Kartenansicht Grautöne dominierten, sind nun recht präzise auch kleine Parks und Grünstreifen verzeichnet. Insgesamt stellt sich das Grün in den Farbtönen differenzierter dar: Apple arbeitet mit hellen und dunklen Grüntönen, um zum Beispiel Waldflächen weiter abzugrenzen. Ein interessanter Nebeneffekt ist, dass in den niedrigeren Zoomstufen, wenn zum Beispiel Berlin als Ganzes betrachtet wird, weniger Straßen angezeigt werden.

Schloss Neuschwanstein liegt seit dem großen Karten-Update Deutschlands auch als 3D-Ansicht vor.

(Bild: Apple Karten)

Dort, wo Apple in den Städten bereits 3D-Gebäude implementiert hatte, wurden diese in der Überarbeitung ersetzt: Das Brandenburger Tor und der Fernsehturm am Alexanderplatz wurden neu gestaltet und passen sich in ihrer Größe besser in das Umfeld ein.

Neu hinzugekommen sind detaillierte 3D-Modelle von Sehenswürdigkeiten wie Schloss Neuschwanstein oder der Kölner Dom. Nicht nur in Kleinstädten wurden mit dem Kartenupdate erstmals 3D-Formen bei den Gebäuden eingeführt. Auch Städte wie Hamburg waren bislang flach und erscheinen jetzt in einem neuen Aussehen.

Eine weitere Auffälligkeit nach dem Kartenupdate ist laut O'Beirne, dass in der Länderansicht bislang Straßen scheinbar an den Grenzen enden. Hier treffen altes und neues Kartenmaterial hart aufeinander. Das wirft mit Blick auf Deutschlands zentrale Lage in Europa die Frage auf, wie es mit den Aktualisierungen weitergeht.

Apple selbst äußert sich nicht zu den nächsten Schritten. Für am wahrscheinlichsten hält O'Beirne, dass Apple als Nächstes die Karten von Frankreich und Monaco überarbeitet. Diese könnten vielleicht passend zur Weltentwicklerkonferenz Anfang Juni fertiggestellt sein. Eine Chance sieht er außerdem für Österreich, die Schweiz, die Niederland, Belgien, Japan, Luxemburg, Neuseeland, Schweden und Taiwan.

Apple Maps Deutschland 2022 (5 Bilder)

"Umsehen" ist Apples Street-View-Pendant. Es ist vorerst nur in München verfügbar.

(mki)