Ukraine-Krieg: Mehrere Terabyte an gehackten Daten aus Russland auf Leakportal

Das US-Portal DDoSecrets publiziert seit Jahren gehackte und geleakte Daten. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sind das bereits Millionen Dokumente aus Russland.

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(Bild: Maxim Gaigul/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

In den zwei Monaten seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat das Whistleblower- und Leak-Kollektiv DDoSecrets mehrere Terabyte an gehackten Daten aus Russland öffentlich gemacht. Insgesamt sind damit mehr als 7,8 Millionen russische Dokumente und E-Mails allein über die Plattform von Denial of Secrets an die Öffentlichkeit gelangt. DDoSecrets-Gründerin Emma Best kündigte auf Twitter schon umfangreiche weitere Datenveröffentlichungen an und weist derweil immer wieder darauf hin, dass Wikileaks seit Monaten kaputt ist. An die Whistleblower-Platform können aktuell keine Daten geschickt werden.

Zu den auf DDoSecrets geteilten Datenbanken gehört eine mit 364.000 Dokumenten der russischen Kommunikationsaufsicht Roskomnadzor, die auf insgesamt 820 Gigabyte kommen. Hinzu kommen 900.000 E-Mails und 4000 Dateien (790 Gigabyte) der staatlichen russischen Medien-Holding WGTRK, die unter anderem die Fernsehsender um Rossija 1, mehrere Hörfunkprogramme und Internetseiten betreibt. Vom russischen Kultusministerium verbreitet das Portal 230.000 E-Mails (446 Gigabyte). Aber auch Unternehmen sind betroffen, etwa der Pipelinebetreiber Transnet, der belarussische Waffenhersteller Tetraedr sowie verschiedene Konzerne aus der Rohstoff- und Bauindustrie.

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Gegenüber The Verge hat ein Mitglied des Kollektivs versichert, dass es dem gar nicht darum geht, explizit Informationen zu veröffentlichen, die sich gegen Russland richten. Es würde ihnen nur einfach so viel Material aus dem Land geschickt. Würden Daten zur Ukraine kommen, würde man ebenfalls darüber diskutieren, das zu veröffentlichen. Die ukrainische Regierung hatte nach Kriegsbeginn eine "IT-Armee" ins Leben gerufen, um sich auch digital zu wehren. Hatte es anfangs so ausgesehen, als würde es dabei vor allem um DDoS-Angriffe auf russische und belarussische Internetseiten gehen, zeigen die Hacks nun, dass im Hintergrund deutlich mehr passiert. Außerdem scheine es einen Konsens zu geben, dass Hackerangriffe auf Russland auch von Strafverfolgungsbehörden und aus der Sicherheitsforschung gegenwärtig toleriert werden, ergänzt ein solcher Forscher bei The Verge.

Was genau mit den immensen Datenmengen jetzt passiert, ist unklar. Die Menschen in Russland sind weitgehend abgeschottet vom Rest der Welt, unabhängige Medien, die in dem Material recherchieren könnten, gibt es in dem Land nicht mehr. Russische Journalisten und Journalistinnen im Ausland dürften derweil genug damit zu tun haben, über den Krieg gegen die Ukraine und dessen Folgen zu berichten. Dass die ins Netz gekippten Daten einen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Krieges haben, ist also zu bezweifeln. Das scheint jene nicht abzuschrecken, die das Portal weiter mit Material versorgen. Emma Best verspricht auch für diese Woche umfangreiche Datensammlungen. Zuletzt verteilte DDoSecrets über ein Terabyte an Daten eines Zollvermittlers für die Rohstoffindustrie.

Die emsige Betriebsamkeit von DDoSecrets und die Hacktivismus-Welle fällt in eine Zeit, in der die bislang prominenteste Plattform nicht richtig funktioniert. Schon Ende Februar hatte Dailydot darauf aufmerksam gemacht, dass es seit Monaten keine Möglichkeit gibt, Material an Wikileaks zu schicken. Daran hat sich nichts geändert. Auch wenn dort immer seltener Material publiziert wird – die jüngste Veröffentlichung ist aus dem August des vergangenen Jahres, davor erfolgte die letzte 2019 – wirft das Fragen auf. Immerhin hatte Wikileaks 2016 aus Russland geschicktes Material zur Einflussnahme auf die US-Wahlen publiziert, Dokumente aus dem russischen Innenministerium aber angeblich nicht. Nun, da sich viele Hacks gegen Russland richten, bleibt das Portal inaktiv. Andererseits sitzt deren Gründer, Julian Assange, auch gerade in Großbritannien im Gefängnis und kämpft gegen seine Auslieferung an die USA.

(mho)