Emmy für Web Fonts: Buchstäblich große Freude im World Wide Web Consortium

Web-Schriftarten ermöglichen es Webdesignern, die Darstellung von Text präzise vorzugeben. Bis zur Umsetzung war es allerdings ein weiter Weg.

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Ein Notebook, auf dem der Schriftzug Fonts angezeigt wird

(Bild: Rawpixel.com / Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Malte Kirchner

Die Web Fonts Working Group des World Wide Web Consortiums (W3C) und die Moving Picture Experts Group (MPEG) wurden mit einem Emmy Award für die Einführung von Web-Schriftarten ausgezeichnet. Der Preis im Bereich Technologie & Engineering würdigt die Standardisierung der Schrifttechnologie für individuell herunterladbare Schriften und Typografie für Web- und TV-Geräte.

"Web Fonts haben die Art und Weise verbessert, wie wir Text im Internet sehen und lesen, wie wir kommunizieren, und sie haben das typografische Gesicht des Internets buchstäblich verändert", teilte das W3C in einer Pressemitteilung mit. Die Web-Schriftarten hätten "verändert, wie wir heute Informationen im Web sehen und mit ihnen interagieren".

Dank Webfonts können Webdesigner Schriftarten verwenden, die nicht auf den Computern der Benutzer installiert sind. Stattdessen werden diese im Browser beim Aufruf einer Webseite automatisch aus dem Netz geladen. Bis Mitte der 1990er konnte bei Webseiten nicht einmal die Schriftart vorgegeben werden. Im Jahr 1995 führte Netscape das <font>-Tag ein, mit dem zumindest eine Schriftart sowie mehrere Alternativen festgelegt werden konnten – die Darstellung richtete sich aber letztlich danach, ob die Schriftarten auf dem Computer des Betrachters auch installiert waren.

Die Bemühungen, Web-Schriftarten einzuführen, gehen bereits in das Jahr 1996 zurück. Es dauerte jedoch noch sehr lange, bis sie eine größere Verbreitung fanden. 1997 wurde die @font-face-Regel in den Cascading Style Sheets (CSS) eingeführt.

Die Hindernisse lagen eher im Bereich der Lizensierung. Das W3C verhandelte mit Webentwicklern, Browser- und Schriftartenanbietern und gründete 2009 die Arbeitsgruppe "Web Fonts", um ein plattformübergreifendes Schriftformat zu entwickelt. Dieses wurde 2012 mit dem DRM-freien offenen Format WOFF (Web Open Font Format) geschaffen, das in Version 2 in allen wichtigen Webbrowsern eingesetzt wird und laut W3C mittlerweile auf 80 Prozent der Website Verwendung findet. Neben kostenlosen Web-Schriftarten gibt es auch einen großen Markt für lizensierbare Schriften.

Die Einbindung von Web-Schriftarten stößt nicht überall auf Gegenliebe. Besonders mit Blick auf die beliebten "Google-Fonts" gab es in den vergangenen Jahren Datenschutzvorbehalte, da diese von Google-Servern geladen wurden und damit Verbindungsdaten entstanden, die für die Nutzer der Webseiten so nicht ersichtlich waren.

Die aktuelle Auszeichnung ist der bereits dritte Emmy Award für das W3C. Im Jahr 2016 wurde der Timed Text Markup Language (TTML)-Standard ausgezeichnet, der den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen, insbesondere von gehörlosen oder schwerhörigen Menschen, Rechnung trägt. 2018 wurde der Emmy an das W3C für Videos in HTML5 verliehen.

(mki)