Gaming-CPU Ryzen 7 5800X3D: AMDs exotischer Abschluss für die AM4-Plattform

Kein Prozessor hat das Attribut "Gaming-CPU" mehr verdient als AMDs Ryzen 7 5800X3D: Dank des riesigen Caches ist er in Spielen dem Core i9-12900KS ebenbürtig.

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(Bild: Mark Mantel / heise online)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

AMD hat den Desktop-Prozessor Ryzen 7 5800X3D als wahrscheinlich letztes High-End-Modell für die AM4-Plattform in den Handel gebracht. Er verwendet ein gestapeltes SRAM-Die (3D V-Cache), das den Level-3-Cache von 32 auf 96 MByte verdreifacht und somit die vergleichsweise langsamen Zugriffe auf den DDR4-Speicher verringert.

Das kommt vor allem Spielen zugute, die oftmals latenzkritisch sind und so am stärksten von dem großen Level-3-Cache profitieren. Folglich vermarktet AMD den Ryzen 7 5800X3D explizit als Gaming-Prozessor – Benchmarks bestätigen das, allerdings sollten Interessierte auch ein paar Punkte beachten.

Genauso wie der Ryzen 7 5800X verwendet die X3D-Version acht CPU-Kerne mit Zen-3-Architektur. AMD verringert die maximale Boost-Taktfrequenz jedoch von 4,7 auf 4,5 GHz, zudem sinkt die maximale CPU-Spannung von mehr als 1,5 Volt auf 1,35 Volt. Das verbessert die Temperaturentwicklung, die gerade bei gestapelten Chips kritisch werden kann. AMD erhält so einen Puffer, um Erfahrung mit dem 3D V-Cache zu sammeln, ohne eine hohe Defektrate zu riskieren.

Spiele kümmert das Taktdefizit in der Regel nicht. Im schlimmsten Fall laufen sie auf einem Ryzen 7 5800X3D praktisch genauso gut wie auf einem Ryzen 7 5800X, in den meisten Fällen bringt die X3D-Version aber mehr Bilder pro Sekunde auf den Bildschirm. Das Plus reichte bei uns von 7 Prozent im Shooter "Metro Exodus" bis 22 Prozent im Action-Adventure "Shadow of the Tomb Raider". Es gibt sowohl Ausreißer nach unten als auch deutliche nach oben – AMD gibt im Mittel einen Performance-Vorteil von 15 Prozent an.

Damit ist der Ryzen 9 5800X3D praktisch mit Intels Desktop-Topmodell Core i9-12900KS gleich auf, einer selektierten, aber sehr teuren Version des Core i9-12900K. In einem Spiel liegt der AMD-Prozessor vorne, im anderen Intels CPU – einen Unterschied dürfte man bei so geringen Differenzen selten merken.

Spiele-Benchmarks (Windows 11, mit Nvidia GeForce RTX 3090)
Prozessor Metro Exodus, 1080p High [fps] Shadow of the Tomb Raider, 1080p Hoch [fps] Assassin’s Creed Odyssey, 1080p Hoch [fps]
Ryzen 7 5800X3D 175 250 140
Ryzen 7 5800X 163 205 125
Core i9-12900KS (DDR5) 174 229 147
Core i9-12900K (DDR5) 172 228 147

Merken könnte man allerdings die Effizienz, denn der Ryzen 9 5800X3D zeigt sich deutlich sparsamer als der Core i9-12900K und Core i9-12900KS: Unter CPU-Volllast mit dem Render-Benchmark Cinebench R23 nahm unser Testsystem mit Ryzen 7 5800X3D auf dem MSI-Mainboard MAG B550M Mortar mit 16 GByte DDR4-3200-RAM und einer GeForce GT 1030 für die Bildausgabe 156 Watt auf – die Testsysteme mit dem Core i9-12900K und Core i9-12900K (jeweils auf einem MSI Pro Z690-A Wi-Fi und 16 GByte DDR5-4800, ohne Grafikkarte) kamen auf deutlich mehr als 300 Watt. Die Intel-Systeme heizen das Zimmer folglich schneller auf, was insbesondere im Sommer stört.

Anwendungs-Benchmarks und Leistungsaufnahme
Prozessor Cinebench R23 MT Cinebench R23 ST Blender (classroom-Test) Systemleistungsaufnahme MT
[Punkte, mehr = besser] [Punkte, mehr = besser] [Sekunden, weniger = besser] [Watt, weniger = besser]
Ryzen 7 5800X3D 14.808 1487 361 156 (mit GeForce GT 1030)
Ryzen 7 5800X 15.306 1603 355 178 (mit GeForce GT 1030)
Core i9-12900KS (DDR5) 28.297 2115 233 320 (mit iGPU)
Core i9-12900K (DDR5) 27.619 2026 235 310 (mit iGPU)

Nominell hat der Ryzen 7 5800X3D zwar die gleiche Thermal Design Power (TDP) von 105 Watt wie der Ryzen 7 5800X und die Ryzen-9-Prozessoren, was in einem realen Powerlimit von 142 Watt resultiert, in der Praxis reizt die CPU wegen der geringeren CPU-Spannung dieses Powerlimit aber nicht so stark aus wie die Geschwistermodelle. Ein starker CPU-Kühler bietet sich trotzdem an, da der Ryzen 7 5800X3D gerne punktuell heiß wird.

Schade: AMD verbietet beim Ryzen 7 5800X3D sämtliche Eingriffe auf das Powerlimit und die Spannungskurve, sodass auch Undervolting und der Eco-Modus mit einer TDP von 65 Watt über offizielle Tools nicht funktionieren.