New Yorks Unterhaus will umweltschädliches Krypto-Mining eindämmen

Wettrennen um neue Crypto Coins mit aufwendigem Proof-of-Work sollen in New York nicht noch umweltschädlicher werden. Doch die Uhr für ein Gesetz tickt.

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Maschendrahtzaun, dahinter große Container und Lüftungsanlagen

Das Symbolbild zeigt einen Teil einer Anlage für Bitcoin-Mining in Drumheller, Alberta, Kanada. Die Anlage ist mit einer Kapazität von 42 MW relativ klein.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.

Keine neuen Genehmigungen für Abgase soll es für das Schürfen besonders energieintensiver Kryptowährungen im US-Bundesstaat New York geben, vorerst für zwei Jahre. Das hat das Unterhaus des Staates am Dienstag mit 91 zu 56 Stimmen beschlossen. Im Oberhaus ist ein ähnlicher Gesetzesantrag anhängig, doch wird die Zeit knapp. Betroffen wären ausschließlich Kryptowährungen, die auf "Proof of Work" setzen, das besonders viel Energie benötigt und zu Zentralisierung bei den eigentlich dezentral gedachten Kryptowährungen führt. Prominentestes Beispiel ist Bitcoin.

Proof of Work ist im Kern ein Wettrennen: Es gilt, immer schwieriger werdende Rechenaufgaben als Erster zu lösen. Die Berechnungen selbst sind weitgehend sinnlos; sie dienen lediglich dazu, nachzuweisen, dass man ganz viel gerechnet hat, und das schneller als alle anderen. Aufgrund von Skaleneffekten können kleine Rechenanlagen langfristig wirtschaftlich nicht mithalten, womit die Blockchain der jeweiligen Kryptowährung von einer immer kleiner werdenden Zahl an Teilnehmern bestimmt wird.

Der Energieverbrauch für Proof of Work so groß, dass bereits außer Betrieb gesetzte Kraftwerke wieder in Betrieb genommen werden. In New York sorgt besonders ein Kraftwerk in der Stadt Dresden am Seneca-See für Unmut: Investoren haben das stillgelegte Kohlekraftwerk gekauft, auf Gasbetrieb umgerüstet, und wieder in Betrieb genommen, um Bitcoin zu schürfen. Bei hoher Nachfrage schickt das Kraftwerk auch Strom ins Netz.

Lief das Kraftwerk früher nur zu sechs Prozent der Zeit, wenn die Stromnachfrage besonders hoch war, läuft es dank Bitcoin-Mining nun rund um die Uhr. Die Folge sind nicht nur mehr Treibhausgase, sondern auch Lärm, der Touristen verschreckt. Zusätzlich wird Wasser aus einem See zur Kühlung genutzt und wärmer zurückgeführt, was Fische vertrieben haben soll. Die Betreiber möchten noch mehr Bitcoin schürfen und haben um Genehmigung für die deutliche Erhöhung des Treibhausgasausstoßes angesucht.

Genau das soll das von der Demokraten-Abgeordneten Dr. Anna Kelles beantragte Gesetz verhindern: Werden kalorische Kraftwerke für Proof-of-Work-Schürfen genutzt, sollen sie keine neuen Genehmigungen für Treibhausgasausstoß erhalten. Bestehende Genehmigungen blieben bis zu ihrem Ablaufdatum gültig.

Nicht betroffen wären Kraftwerke, die keine Treibhausgase ausstoßen, beispielsweise Wasser-, Wind- und Solarkraftwerke. Sie dürften unbeschränkt Strom für Kryptomining liefern. Kalorische Kraftwerke dürften Strom für Kryptowährungen liefern, die auf effizientere Verfahren setzen. Ein Beispiel wäre Ethereum, sobald es den angekündigten Umstieg auf Proof of Stake umgesetzt hat. Besitz von und Handel mit Kryptowährungen würden in keinem Fall eingeschränkt.

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New York stellt laut Kelles derzeit 20 Prozent der Schürfkapazitäten der gesamten USA. Die zwei Jahre des Moratoriums sollen genutzt werden, um eine langfristige Strategie zu erarbeiten, die mit New Yorks gesetzlichen Zielen zur Senkung des Treibhausgasausstoßes vereinbar ist. Das Umweltschutzministerium soll binnen 120 Tagen nach Inkrafttreten des Gesetzes einen Bericht erstellen, der alle bestehenden Schürfanlagen für Proof-of-Work-Verfahren im Staat New York, deren Stromverbrauch, Stromquellen, verbundenen Treibhausgasausstoß, andere Umweltverschmutzung, Wasserverbrauch, Auswirkungen auf die Umwelt und Gesundheit von Menschen sowie den erwarteten Anstieg des Energieverbrauchs nennt.

Republikaner und eine kleine Schar Demokraten haben gegen den Gesetzesantrag gestimmt. Die Republikaner bezeichnen das Moratorium als "technikfeindlich" und fürchten um Arbeitsplätze. Kelles argumentiert, dass durch die Umweltverschmutzung des Proof-of-Work-Schürfens in Tourismus und Landwirtschaft deutlich mehr Arbeitsplätze verloren gehen als bei Schürfanlagen, Kraftwerken und Förderung von Kohle und Gas gewonnen werden. Ihre Partei verfügt auch im Oberhaus über eine Zwei-Drittel-Mehrheit, allerdings endet die Legislaturperiode am 2. Juni. Bis dahin müssten sich beide Häuser auf eine einheitliche Version des Gesetzes verständigen.

(ds)