Comdex: Erstes Handy mit schnellem Datendienst EDGE
Das Nokia 6200 soll in den USA bis zu 118 kBit/s über angepasste GSM-Netze empfangen können.
Handy-Marktführer Nokia hat in Las Vegas das erste Mobiltelefon mit dem Datendienst EDGE (Enhanced Data-Rates for GSM Evolution) für den US-amerikanischen Markt vorgestellt. Das Nokia 6200 funkt in den GSM-Bändern 1800 und 1900 MHz sowie dem in Südamerika gebräuchlichen 850-MHz-Band. Während aktuelle GPRS-Handys Daten mit maximal 53,6 kBit/s empfangen können, erreicht das EDGE-Gerät nach Herstellerangaben bis zu 118 kBit/s. Die ersten Netzwerk-Tests sollen noch in diesem Jahr stattfinden. Mit der Markteinführung rechnet Nokia im ersten Quartal 2003.
EDGE ist eine Weiterentwicklung des Datendienstes GPRS (General Packet Radio Service) und gilt als letzte Zwischenstufe zum UMTS-Datenfunk. Wie GPRS basiert EDGE auf dem GSM-Funknetz und kann mehrere Datenkanäle bündeln. Während GPRS in der Theorie maximal 21,4 kBit/s pro Kanal übertragen kann (in der Praxis sind es bislang nur 13,4 kBit/s), soll EDGE Datenraten bis zu 59,2 Kilobit pro Sekunde und Kanal erreichen. Bei acht gebündelten Kanälen ergäbe sich eine Übertragungsrate von 473,6 kBit/s. Das theoretische Maximum von GPRS liegt dagegen bei nur 171,2 kBit/s. Das im Aufbau befindliche UMTS-Netz soll Spitzenraten von 2 MBit/s liefern.
Um den schnellen Datendienst nutzen zu können, braucht es EDGE-fähige Endgeräte und eine angepasste Netz-Infrastruktur. Diese kommt die Netzbetreiber deutlich billiger als ein kompletter Neuaufbau, wie er für UMTS notwendig ist. Für Nokia ist der Ausbau des US-amerikanischen GSM-Netzes ein gutes Geschäft. In Deutschland konzentrieren sich die Funknetz-Anbieter hingegen gleich auf den Aufbau der UMTS-Netze. Zwar gibt es einzelne EDGE-Arbeitsgruppen bei den Providern, mit einer baldigen Einführung hierzulande rechnet jedoch kaum jemand. (rop)