Deutsche Unternehmen wollen sich mit Daten nicht die Finger verbrennen

Für den geschäftlichen Erfolg hält die Wirtschaft datengetriebene Geschäftsmodelle künftig für immer wichtiger. Eine Bitkom-Umfrage zeigt auf, wo es hakt.

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(Bild: dpa, Felix Kästle)

Lesezeit: 4 Min.
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Beim Stichwort datengetriebene Geschäftsmodelle denken viele Menschen in Deutschland zuerst an das vielfach umstrittenen Datensammlungen der großen Internetkonzerne Google und Facebook im Netz. Diese kritische Grundstimmung in Politik und Gesellschaft hält offenbar auch zwei von drei Unternehmen ab, sich an der Datenökonomie (Data-Sharing-Economy) zu beteiligen, fand der IT-Branchenverband Bitkom in einer Umfrage heraus. Insgesamt wurden 604 Unternehmen in Deutschland befragt, die repräsentativ für die Gesamtwirtschaft stehen.

"Viele Unternehmen lassen von dem Thema die Finger, weil sie Sorge haben, dass sie sich öffentlich die Finger verbrennen", sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder am Mittwoch bei der Vorstellung der Zahlen. Dabei sehen die Unternehmen insgesamt einen großen Nachholbedarf, wenn es um datengetriebene Geschäftsmodelle geht. Mehr als die Hälfte, 54 Prozent, bezeichneten ihr Unternehmen als Nachzügler oder stellten gar fest, den Anschluss verpasst zu haben. 24 Prozent haben sich mit dem Thema noch nicht einmal befasst. In der Mehrzahl waren es Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten, die heute schon von Daten profitieren.

(Bild: Bitkom)

Anhand von konkreten Beispielen legte Rohleder dar, in welchen Bereichen jenseits der Werbewirtschaft der Zukauf oder Verkauf von Daten einen Nutzen entfalten kann: "Landwirtschaftliche Betriebe sind heute schon viel digitaler als viele Fabriken", so Rohleder. So würden beim Smart Farming zum Beispiel Daten, was ein Acker oder eine Stallung hergibt, mit Wetterdaten kombiniert, um daraus Schlüsse zu ziehen, wie optimal gedüngt oder gewässert werden muss.

Im Bereich der Gesundheit gebe es Beispiele, wo Dialysegeräte auf Basis von Nutzungsdaten zum Vorteil aller so eingestellt würden, dass Patienten länger gesund bleiben. Und im Energiewesen seien Datenaustausche mit Blick auf Smart Grids unverzichtbar, um Strom aus regenerativen Quellen effizient einzusetzen.

Daten werden nach Ansicht der befragten Unternehmen auf jeden Fall wichtiger für den Geschäftserfolg werden. Die Zahl derer, die heute noch kein datengetriebenes Geschäftsmodell haben, könnte sich demzufolge von 28 auf 15 Prozent fast halbieren und die Zahl derer, die sehr starke Auswirkungen auf den Geschäftserfolg erwarten, von 7 auf 13 Prozent nahezu verdoppeln. Die Mehrzahl, 51 Prozent, sieht sich dabei künftig eher in der Rolle des Daten-Empfängers – mehr als doppelt so viele wie heute (22 Prozent).

Von denjenigen, die heute schon von Unternehmen zu Unternehmen Daten austauschen, stufen allerdings 55 Prozent den Beitrag zum Geschäftserfolg als eher oder sogar sehr gering ein. Anwendungen sehen die Befragten vorwiegend in der verbesserten Steuerung von Lieferketten (78 Prozent), in der Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen (67 Prozent) und in der Produktentwicklung (47 Prozent).

Den Datenaustausch hemmen laut der Befragung vor allem technische Hürden, weil Daten nicht direkt kompatibel sind (50 Prozent). 45 Prozent vermissen noch einen passenden Partner und 38 Prozent nannten rechtliche Unsicherheiten als Bremse.

Eine gute Kenntnis herrscht offenbar über Datenräume vor, also geschützte Räume, in denen Unternehmen ihre Daten austauschen können. 71 Prozent wussten in der Befragung mindestens etwas mit dem Begriff anzufangen. Allerdings spalten die Datenräume die Wirtschaft. 44 Prozent sehen gar eine Bedrohung ihres Geschäftsmodells darin und nur 35 Prozent erwarten neue Möglichkeiten.

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Gute Noten geben die Unternehmen dem Datenschutz. 37 Prozent halten die Datenschutz-Grundverordnung gar für einen internationalen Wettbewerbsvorteil und nur 18 Prozent empfinden sie als Nachteil. Bei datengetriebenen Geschäftsmodellen überwiegen allerdings die Vorbehalte, dass der Datenschutz diese hemmen könnte. Rohleder wünscht sich einen bundesweit einheitlichen Ansatz für das Datenschutzverständnis. Bislang interpretierten die Datenschutzbehörden in den Bundesländern die Regeln eigenständig.

(mki)