ESA-Wissenschaftler: ExoMars-Mission verschoben auf mindestens 2026, eher 2028

Der Ukraine-Krieg hat Folgen für Raumfahrt und Forschung. Der zuvor für September 2022 vorgesehene Start des europäischen Mars-Rovers verzögert sich um Jahre.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen

Künstlerische Darstellung des ExoMars-Rovers

(Bild: ESA/ATG medialab)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Nach Ansicht eines der führenden Wissenschaftler der ExoMars-Mission wird der europäische Mars-Rover die Reise zum roten Planeten erst 2028 antreten. Eigentlich hätte die Mission im September 2022 starten sollen, aber die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hat ihre Zusammenarbeit mit Russland aufgrund der Invasion der Ukraine ausgesetzt. Die russische Weltraumbehörde Roskosmos sollte nicht nur die Rakete für den Transport des Rovers zum Mars, sondern auch die Landeplattform stellen.

Dadurch muss die ESA sowohl den Flug zum Mars neu organisieren als auch die Landeplattform ersetzen. Anlässlich der Suspendierung der ExoMars-Mission im März dieses Jahres hatte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher den Start auf mindestens 2026 verschoben, selbst dies aber als sehr herausfordernd bezeichnet.

Auf einer NASA-Veranstaltung zur Erforschung des Mars bezweifelte Jorge Vago, Wissenschaftler des ExoMars-Projekts, dass eine neue Landeplattform bis 2026 bereit sein könnte. "Es ist theoretisch möglich, aber in der Praxis halten wir es für sehr schwierig, uns neu zu konfigurieren und unseren eigenen Lander für 2026 zu produzieren", erklärte er laut SpaceNews. "Realistisch gesehen, ziehen wir einen Start im Jahr 2028 in Betracht."

Ein Start 2028 könnte die ExoMars-Mission vor technische Herausforderungen stellen. Eine mögliche Flugbahn würde den Rover relativ schnell zum Mars bringen, aber dann würde er nur einen Monat vor Beginn der Staubsturmsaison am bevorzugten Landeplatz ankommen. Eine alternative Flugbahn würde eine Reise von mehr als zwei Jahren zum Mars erfordern, aber den Rover sechs Monate vor Beginn der Staubstürme dorthin bringen.

Die ESA versuche die Ingenieure davon zu überzeugen, dass die Staubsturmsaison nicht den Tod bedeute, erklärte Vago dazu. "Wir sollten uns darauf konzentrieren, den Rover robuster zu machen und einen Staubsturm zu überstehen."

Allerdings würde ein Start 2028 die Unterstützung der US-Weltraumbehörde NASA erfordern, fügte Vago hinzu. Die ESA würde Triebwerke für die Landung benötigen, ähnlich denen der NASA-Missionen wie Curiosity und Perseverance, den US-amerikanischen Mars-Rovern, die beide bereits eine Sonnenfinsternis auf dem Mars dokumentieren konnten. Denn die europäischen Modelle hätten nicht die korrekte Größe für die ExoMars-Mission.

Überdies benötigt die ESA als zweites Element Radioisotop-Heizeinheiten (RHUs), die die Wärme nutzen, die beim radioaktiven Zerfall von Plutonium entsteht, um den Rover warmzuhalten. Russland hatte RHUs für den Rover vorbereitet, aber es gibt keinen europäischen Ersatz. Die Verwendung amerikanischer RHUs würde wahrscheinlich auch den Start der ExoMars-Mission aus den USA erfordern, sagte er.

(fds)