Copy-Paste-Fail: Krypto-Millionen ins Nirwana kopiert

Die Community der Kryptowährung Juno wollte Kryptotokens im Wert von 36 Millionen US-Dollar enteignen – und schickte sie versehentlich zur falschen Adresse.

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(Bild: mk1one/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die Community der Kryptowährung Juno hat wegen eines Copy-Paste-Fehlers Währungstokens im Wert von rund 36 Millionen US-Dollar auf eine Adresse geschickt, die niemand kontrolliert, berichtet der Fachdienst Coindesk. Einmal getätigte Transaktionen in einem Blockchain-System können nicht rückgängig gemacht werden. Sofern man sich nicht entscheidet, mit einer geänderten Version der Blockchain weiterzumachen, wäre das Geld wahrscheinlich verloren.

Hintergrund ist dem Bericht zufolge ein Streit der Juno-Community mit einem Investoren. Ihm wurde vorgeworfen, er habe während eines Airdrops neuer Tokens gegen die Ausgabebedingungen verstoßen und mehr eingestrichen als ihm zustünde. Der Investor, ein Japaner namens Takumi Asano, bestritt die Vorwürfe, konnte offenbar die Mehrheit aber nicht überzeugen. Mit 72-prozentiger Mehrheit entschied sich die Community in einer Abstimmung, sein Guthaben zu enteignen und mit einem Upgrade des Blockchain-Netzwerks auf eine Smart-Contract-Adresse unter Community-Kontrolle zu verlagern.

Leider klappte das mit der Adresse nicht so ganz. Wie Andrea Di Michele aus dem Team der Juno-Core-Entwickler gegenüber Coindesk erklärte, habe er den für die Änderung zuständigen Programmierern die eigentliche Ziel-Adresse und direkt darunter einen Transaktionshash weitergereicht. "Ich habe aber nicht davor geschrieben: Das ist der Transaktionshash", erklärte Di Michele. Dieser Hash habe seinen Angaben nach der Adresse sehr ähnlich gesehen. Die Programmierer kopierten dann wohl den falschen Wert und auch die 120 Validatoren der Proof-of-Stake-Währung nickten das ab.

Nun liegen seit Mittwoch über 3 Millionen Juno-Token auf einer Adresse, zu der vermutlich keiner den privaten Schlüssel hat. Einer der Betreiber eines Validator-Nodes kommentierte das gegenüber Coindesk mit den Worten: "Wir haben im großen Stil verkackt." Der von der Community-Sanktion betroffenen Asano erklärte auf Twitter zum Verlauf des Juno-Upgrades: "LoL." Zuvor hatte er laut Coindesk schon eine Klage gegen den Transfer seiner Tokens angekündigt.

Um der Copy-Paste-Misere Abhilfe zu leisten, steht jetzt ein neuer Vorschlag zur Abstimmung: Eine neue Version der Blockchain muss her, in der der Copy-Paste-Fail nicht stattgefunden hat und das Geld dann tatsächlich in der gewünschten Adresse liegt. Noch bis Montag läuft die Abstimmung, bislang sprachen sich rund 97 Prozent dafür aus.

Im Prinzip sollen Blockchains ein unveränderbares, fälschungssicheres Register von Transaktionen sein. Wenn sich aber die Mehrheit der Teilnehmer in einem dezentralen Netzwerk auf eine Protokolländerung einigt, dann können durchaus auch Transaktionen rückgängig gemacht werden. So etwas hat zum Beispiel 2016 die Kryptowährungsplattform Ethereum durchgeführt, um die Folgen eines millionenschweren Hacks auszubügeln. Der Fall zeigt auch die Risiken eines solchen Vorgehens: Es kam zu einer Abspaltung von der Ethereum-Blockchain, getragen von Leuten, die die Regeländerung nicht mitmachen wollten. Die Abspaltung etablierte sich dann als neue Kryptowährung namens Ethereum classic.

(axk)