Blockierte Ventile am Starliner: Boeing hält Subunternehmer für verantwortlich

Boeing und die NASA meinen, herausgefunden zu haben, was den Start im August verhinderten. Dem widerspricht der Subunternehmer, der schuld sein soll.

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Startvorbereitungen für den Starliner

(Bild: NASA/Frank Michaux)

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Kurz vor dem wichtigen zweiten Start des Raumschiffs Starliner streiten der Hersteller Boeing und ein Subunternehmer darüber, wer für die jüngsten technischen Probleme verantwortlich ist. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und macht damit erstmals öffentlich, dass hinter den Kulissen keinesfalls Einigkeit über die Aufarbeitung besteht. Boeing und die NASA sind sich demnach einig, dass die betroffenen Ventile aufgrund einer chemischen Reaktion zwischen dem Treibstoff, dem Aluminium und der Luftfeuchtigkeit vor Ort in Florida blockiert wurden. Dem widerspreche Aerojet: Für den Hersteller der Ventile ist eine zur Reinigung verwendete Chemikalie von Boeing Ursache der Probleme.

Die Auseinandersetzung kommt für Boeing zu keinem guten Zeitpunkt: Kommende Woche soll der Starliner erneut starten und zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Geht das gut, könnten dann erstmals Menschen mit dem zweiten privatwirtschaftlich entwickelten Raumschiff abheben. Dafür müssen die technischen Probleme aber sicher behoben werden. Wie Reuters zitiert, waren im vergangenen August 13 Treibstoffventile an dem Raumschiff blockiert, was letztlich zur Absage des angesetzten Starts geführt hatte. Später hatte sich herausgestellt, dass Teile davon korrodiert waren, weswegen die nicht mehr bewegt werden konnten. Boeing hatte später die hohe Luftfeuchtigkeit vor Ort in Florida verantwortlich gemacht, der Hersteller der betroffenen Ventile sieht das aber anders.

Subunternehmer Aerojet will dem Artikel zufolge nicht an den technischen Problemen schuld sein und verweist deshalb auf die Boeing-Chemikalie. Dort habe man die Analyse aber abgeschlossen und die angemerkten Probleme nicht bestätigt. Das sieht auch die NASA so. Für den anstehenden Start ist das demnach nicht von Bedeutung, weil das Antriebssystem ausgetauscht worden sei und das neue durch eine temporäre Methode vor der Feuchtigkeit geschützt ist. Das sei aber keine dauerhafte Lösung; bis die gefunden ist, müssen sich Boeing, die NASA und Aerojet aber erst einmal einigen. Daran hängt auch, wer letztlich für die Kosten des zusätzlichen Starts aufkommt, denn Boeing beschuldigt Aerojet jetzt, den Vertragsverpflichtungen nicht nachgekommen zu sein.

Der Starliner hatte seinen unbemannten Jungfernflug Ende Dezember 2019. Der war damals zwar nicht ganz gescheitert, aber bis zur ISS war der Starliner nach einer Fehlsteuerung nicht gekommen. Die Raumkapsel konnte danach sicher wieder gelandet werden, der Flug soll deswegen aber wiederholt werden. Nach einigen Verzögerungen – unter anderem aufgrund des missglückten ISS-Andockmanövers des russischen Forschungsmoduls Nauka – war dieser Start dann für den 3. August 2021 angesetzt worden. Wegen der Ventilprobleme war der dann abgesagt und verschoben worden. Für den kriselnden Luftfahrtkonzern kam das angesichts der Krise um die Boeing 737 Max zur Unzeit. Eigentlich sollte der Starliner längst Menschen von und zur ISS bringen, aber noch muss das Raumschiff weiter darauf warten, es endlich der Konkurrenz von SpaceX gleichzutun.

(mho)