Feld-Drohnen und Kuh-Sensoren: Warum Landwirte auf die Digitalisierung setzen

In wenigen Branchen ist das Interesse an Digitalisierung so groß wie in der Landwirtschaft. Dafür gibt es einige handfeste Gründe, wie eine Umfrage zeigt.

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Kuh, Rind
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Inhaltsverzeichnis

Die Landwirtschaft ist bei der Digitalisierung besonders weit vorne. Acht von zehn Höfen in Deutschland nutzen bereits digitale Technik. Und das Interesse, noch mehr zu machen, ist sehr hoch. Daran ändert auch wenig, dass die digitale Landtechnik teilweise neue Probleme aufwirft, wie der größere Einfluss von Herstellern.

In einer repräsentativen Befragung des IT-Branchenverbands Bitkom wurden im März 500 Landwirtinnen und Landwirten in Deutschland zum Thema Digitalisierung befragt. Zusammen mit Till Meinel, Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), stellte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder jetzt die Ergebnisse vor. "Die Studie unterstreicht mit harten Fakten die Erfahrungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft", sagt Meinel. "Die Landwirtschaftsbranche sieht überwiegend Chancen, wenn es um den Einsatz der Digitalisierung geht."

Schon heute wird in einigen Betrieben in Echtzeit verfolgt, ob die Milchkühe sich wohlfühlen, während das Vieh digital gehandelt wird. Am stärksten verbreitet sind GPS-gesteuerte Landmaschinen. Auch das Teilen von Daten wird sehr positiv begleitet.

Der hohe Innovationsdruck hat handfeste Gründe: Futter- und Düngemittel werden immer teurer und Hitze sowie Trockenheit infolge des Klimawandels setzen den Bauern zu. Von der Technik versprechen sich Landwirte mehr Effizienz und Einsparungen, um dem Kostendruck standzuhalten. Überdies erlaubt es die Technik auch, die immer strengeren Umwelt- und Tierhaltungsauflagen zu erfüllen.

58 Prozent der Befragten nutzen bereits GPS-gesteuerte Landmaschinen. 24 Prozent planen darauf umzusteigen. Sehr groß ist das Interesse an Künstlicher Intelligenz und Big Data, etwa zur selektiven Behandlung von Unkräutern. Zwar nutzen das derzeit nur 14 Prozent, aber 59 Prozent sind daran interessiert. Auch Feldroboter – 3 Prozent haben sie schon, 30 Prozent wollen sie –, intelligente Fütterungssysteme, Melk- und Stallroboter, sowie Sensortechnik sind sehr gefragt.

78 Prozent der Befragten sehen in der Digitalisierung eine Chance und 14 Prozent ein Risiko. Auffallend dabei: Je kleiner das bewirtschaftete Land, desto mehr überwiegt die Skepsis. Meinel erklärt das damit, dass sich für größere landwirtschaftliche Unternehmen die Vorteile der Digitalisierung noch deutlicher auswirken. Hinzu kommt, dass die hohen Investitionen für kleine Betriebe schwerer zu stemmen sind.

500 Landwirte in Deutschland wurden befragt, welche Technik sie bereits einsetzen oder was sie planen.

(Bild: Bitkom)

Bei den Hemmnissen nannten die Landwirte in der Umfrage hauptsächlich die hohen Investitionskosten (83 Prozent), gefolgt von der Sorge vor mehr Bürokratie (65 Prozent) und unzureichenden Schnittstellen (58 Prozent). Weitere Faktoren sind schlechte Internetversorgung, die Sorge vor Verlust der Datenhoheit, mangelnde Digitalkompetenz und die Bedenken rund um die IT-Sicherheit.

Mit der digitalen Technik werden auch die Landmaschinenhersteller mächtiger. "Es gibt immer wieder Versuche der großen Hersteller, die eigene Firmenstrategie durch die Hard- und Softwarekompatibilität durchzusetzen", bestätigte Meinel auf Nachfrage von heise online. Ob die Problematik durch den Gesetzgeber in den Griff zu bekommen ist, bezweifelt er jedoch. Neben digitalen Reparaturhandbüchern, die teilweise nicht allgemein zugänglich sind, fehle es teilweise auch an Know-how bei den Landmaschinenhändlern. Schwierig sei es auch, Traktoren und Anbaugeräte verschiedener Hersteller zu kombinieren, wie es in Deutschland gebräuchlich ist. Die Möglichkeiten der Hersteller wurden deutlich, als Ende April gestohlene Landmaschinen aus der Ukraine aus der Ferne gesperrt wurden.

Die hohe Investitionsbereitschaft im Vergleich zur Gesamtwirtschaft könnte jedoch auch zu neuen Problemen führen. 17 Prozent planen bereits fest damit, in Digitalisierung zu investieren. 43 Prozent überlegen noch. "Die große Nachfrage nach einem Ausbau wird in Zeiten unterbrochener Lieferketten eine Herausforderung sein", sagt Rohleder. Zudem sei der Staat in der Pflicht, Mobilfunk und Breitband auch auf dem Land weiter auszubauen. "Ohne Infrastruktur werden wir die Potenziale nicht ausschöpfen können", warnt Meinel.

(mki)