MobilCom erwartet zĂĽgige Sanierung

An der Bilanz der ersten neun Monate, die MobilCom kommende Woche präsentiert, wird sich ablesen lassen, wie stark die Krise das Geschäft des Mobilfunkunternehmens beeinträchtigt hat.

vorlesen Druckansicht 15 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Der angeschlagene Mobilfunk-Anbieter MobilCom setzt nach der langerwarteten Einigung mit Großaktionär France Telecom auf eine zügige Sanierung. "Das wird jetzt alles sehr schnell gehen", sagte Unternehmenssprecher Matthias Quaritsch der dpa. Diverse Vorverträge und Vereinbarungen müssen in rechtsgültige Verträge umgewandelt werden und vor allem die versprochenen Gelder fließen, um die Insolvenz des Unternehmens abzuwenden.

Die Aufmerksamkeit der Aktionäre und Finanzmärkte richtet sich nun auf den kommenden Donnerstag, an dem MobilCom seine Neun-Monats-Zahlen veröffentlichen will. Daraus wird sich ablesen lassen, wie stark die Krise das Geschäft des Mobilfunkunternehmens beeinträchtigt hat. Bereits im ersten Halbjahr hatte sich abgezeichnet, dass die mögliche Insolvenz des Unternehmens und die monatelange Präsenz in den Schlagzeilen es für MobilCom zunehmend schwieriger machte, neue Kunden zu gewinnen.

France Telecom hatte am Freitag nach langem Zögern und zähen Verhandlungen dem Sanierungsplan zugestimmt. Das kostet die Franzosen rund sieben Milliarden Euro und macht MobilCom zu einem weitgehend schuldenfreien Unternehmen. Die Gläubigerbanken verlängerten am selben Tag ihre Großkredite über 4,7 Milliarden Euro nochmals um eine Woche. Diese Unternehmensschulden wird France Telecom übernehmen, sowie weitere Lieferantenkredite von Nokia und Ericsson und eigene Kredite an MobilCom.

Deutsche Banken geben insgesamt 162 Millionen Euro für die Sanierung der angestammten Geschäftsfelder, von denen 50 Millionen Euro bereits geflossen sind. Für diese Kredite stehen der Bund und das Land Schleswig-Holstein zu 80 Prozent gerade. Bei der Rettungsaktion für MobilCom kurz vor der Bundestagswahl hatten Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und der damalige Wirtschaftsminister Werner Müller dagegen erklärt, MobilCom werde Kredite zu banküblichen Konditionen ohne staatliche Bürgschaften erhalten.

Der geplante Einstieg in den neuen Mobilfunkstandard UMTS ist für MobilCom damit vom Tisch. Sollte sich noch die Möglichkeit ergeben, Teile des halbfertigen UMTS-Netzes oder die teure UMTS-Lizenz zu verkaufen, so geht der Erlös zu 90 Prozent an France Telecom. In den vergangenen Wochen hatte es mehrfach Spekulationen gegeben, der Anbieter E-Plus könnte das UMTS-Netz übernehmen, in das MobilCom rund eine Milliarde Euro investiert hat. E-Plus hat Forderungen gegen MobilCom in Höhe von rund 600 Millionen Euro, die jedoch ebenfalls weitgehend von France Telecom übernommen werden sollen.

Mit dem Einverständnis der Franzosen ist das Tauziehen um MobilCom praktisch zu Ende. Sowohl die Büdelsdorfer als auch France Telecom müssen die Vereinbarungen noch in Hauptversammlungen ihrer Unternehmen zu Beginn des kommenden Jahres billigen lassen. Die rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen France Telecom, Unternehmensgründer Gerhard Schmid und MobilCom werden eingestellt.

Schmid begrüßte die Einigung, konnte sich aber nicht verkneifen, noch einmal nachzulegen. "Die jetzt anstehende Entschuldung ist letztlich den sehr belastbaren Verträgen mit den Franzosen zu verdanken", teilte er mit. "Darauf habe ich immer hingewiesen und so verhindert, dass sich France Telecom aus der Verantwortung stiehlt."

Eine nachhaltige Sanierung und dauerhafte Rettung ist aber nur möglich, wenn MobilCom seine Marktanteile im Mobilfunkgeschäft verteidigen kann und seine Kundenbasis hält. Die Mobilfunkbranche ist insgesamt durch eine weitgehende Sättigung des Marktes und den schwachen Konsum an die Grenzen ihres Wachstums gestoßen. Ob neue Anwendungen und der UMTS-Standard zu einem Wachstumsschub führen werden, steht bislang in den Sternen.

Zur Entwicklung bei MobilCom siehe auch:

(dpa) / (jk)