Studie zum Bitcoin-Mining: In China wird heimlich weitergeschürft

Vergangenes Jahr gingen Chinas Behörden hart gegen Bitcoin-Miner im Land vor. Doch aktuellen Zahlen zufolge schürften wohl viele einfach im Verborgenen weiter.

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(Bild: GreenBelka/Shutterstock.com)

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China ist mit seinem Vorgehen gegen Kryptogeldschürfer wohl doch nicht so erfolgreich, wie vermutet: Neuen Zahlen des Cambridge Centre for Alternative Finance zufolge sollen im Januar 2022 schon wieder rund 21 Prozent der Hashingleistung des Bitcoin-Netzwerks aus China gekommen sein. Noch im Oktober, als das Forschungsteam aus Cambridge die Zahlen bis August 2021 veröffentlicht hatte, war der Anteil für Juli und August mit 0 beziffert.

Weltweiter Spitzenreiter bleiben nach wie vor die USA, die mit einem Anteil von über 37 Prozent ihren Vorsprung im Ländervergleich sogar noch ausbauten. Auf Rang drei liegt Kasachstan mit rund 13 Prozent.

China ist seit Mai vergangenen Jahres zunehmend härter gegen die heimische Mining-Branche vorgegangen. Behörden des Landes erwarteten laut Berichten, mit ihren Maßnahmen mindestens 90 Prozent der Miningleistung vom Netz zu nehmen. Zuvor war der Anteil der chinesischen Hashingleistung teilweise auf bis zu 75 Prozent des globalen Werts geschätzt worden. In Folge der Sanktionen verlagerten einige Betreiber ihre Schürfzentren in andere Länder, insbesondere die USA erleben seitdem einen wahren Miningboom.

Den Daten zufolge sind Chinas Schürfer nach zweimonatiger Pause seit September 2021 wieder aktiv und steuerten zunächst rund 22 Prozent bei, was jedoch in den Folgemonaten wieder leicht absackte. Das Cambridger Forschungsteam stützt sich vorwiegend auf große Miningpools, die aus den IP-Adressen ihrer Miner die Verteilung nach Ländern ermitteln und an die Forschungsgruppe weiterreichen.

Wenn Miner ihre IP aber über Proxy- oder VPN-Dienste verschleiern, verzerrt das natürlich die Daten. Entsprechend geht das Forschungsteam davon aus, dass nicht im September plötzlich wieder zahlreiche Betreiber in China loslegten, sondern sich wohl vielmehr ein erheblicher Teil auf heimliches Schürfen verlegte.

Neben verborgenen IPs könnten die Betreiber wohl auch auf Strategien wie die Nutzung netzunabhängiger Stromversorgung oder auf die Verteilung in kleinere und weiter verteilte Betriebsstätten setzen, vermutet das Forschungsteam. Es sei letztlich nicht klar, wie viele Miner aus China wirklich im vergangenen Juli und August den Stecker gezogen haben, sagte Forschungsprojektleiter Alexander Neumüller gegenüber dem Fachdienst The Block. "Aber die Miner in China scheinen sich jetzt wieder sicherer zu fühlen, ihren Standort mitzuteilen."

Berichte mit Stimmen aus der Szene stützen das Bild des heimlichen Schürfbetriebs. Die chinesischen Miner versuchten, ihre Standorte "zu diversifizieren", zitiert die South China Morning Post einen Brancheninsider. Über VPN würden sie ihre IP-Adresse verbergen, und versuchten auch, nicht zu viel Strom am gleichen Ort zu ziehen, sodass die Versorger keine ungewöhnlichen Verbrauchsmuster entdeckten, sagte die anonyme Quelle demnach.

Bereits im Dezember hat der US-Sender CNBC von Minern berichtet, die heimlich weiterschürften und sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Behörden lieferten. Vor allem kleinere Betreiber, denen das Geld für Standort-Wechsel fehlte, hätten sich auf Untergrundschürfen verlagert. Rund 20 Prozent der Bitcoin-Hashrate stammten nach im Bericht zitierten Insidern wohl weiterhin aus China.

(axk)