Anhörung im US-Kongress: Aus dem US-Militär mehr als 400 UFO-Sichtungen gemeldet

Zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren haben US-Abgeordnete Vertreter des Militärs öffentlich zu Sichtungen von UFOs befragt. Vieles bleibt unklar.

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Ein UFO auf einem US-Militärvideo

(Bild: U.S. Department of Defense)

Lesezeit: 4 Min.

In der ersten öffentlichen Anhörung zu unidentifizierten Flugobjekten (UFOs) seit mehr als einem halben Jahrhundert haben mehrere Abgeordnete die Phänomene als mögliche Gefahr für die nationale Sicherheit bezeichnet. Die Zahl der nicht erklärbaren Beobachtungen beim US-Militär ist auf rund 400 angestiegen, sagte Scott Bray der eine UFO-Taskforce im Pentagon leitet. Bis zur Veröffentlichung eines lang erwarteten Berichts im vergangenen Juni waren es noch 144 gewesen. Bisher habe seine Behörde aber keine Hinweise darauf gefunden, dass unter den unerklärlichen Himmelsobjekten solche außerirdischen Ursprungs seien.

Die Anhörung am Dienstag fand in einem für die Geheimdienstabwehr zuständigen Unterausschuss des US-Repräsentantenhauses statt. Geleitet wurde sie von dem Demokraten André Carson, der laut The Hill zu Beginn dazu aufrief, das Stigma rund um die Meldung von UFO-Sichtungen abzubauen. Piloten und Pilotinnen hätten ihre Beobachtungen nicht gemeldet, weil über sie gelacht worden wäre. Dem stimmte Bray zu und versicherte, dass das US-Verteidigungsministerium daran arbeite und stattdessen gezielt zur Meldung solcher Sichtungen aufrufe. Ein direktes Ergebnis dieser veränderten Herangehensweise sei die stark gewachsene Zahl der UFO-Meldungen, wobei einige davon alt seien und andere anekdotisch.

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Dass die Zahl der Sichtungen nicht genehmigter und/oder nicht identifizierter Flugzeuge oder Objekte seit den frühen 2000er-Jahren immer weiter ansteigt, führte Bray auf verbesserte Sensoren und neue Geräte wie Drohnen zurück. Vergangenen Juni hatten das US-Militär und US-Geheimdienste dem US-Kongress einen Bericht vorgelegt, in dem es hieß, dass mehr als 140 Himmelserscheinungen nicht erklärt werden könnten. Bei der Anhörung zeigte er jetzt zwei Videos solcher Phänomene. Eins aus dem vergangenen Jahr zeigt mutmaßlich ein rasant schnelles kleines Objekt, das an einem Kampfflugzeug vorbeirast. Worum es sich handelt, könne gegenwärtig nicht erklärt werden. Ein dreieckiges, schwebendes Objekt auf einem anderen sei als Drohne identifiziert worden.

Bei der Frage nach möglichen Erklärungen für die Beobachtungen zeigte sich der ebenfalls befragte hochrangige Pentagon-Mitarbeiter Ronald Moultrie "offen für alle Hypothesen und Schlussfolgerungen, auf die wir stoßen könnten". Zwangsläufig kam die Rede auch auf Außerirdische. Der Demokrat Peter Welch etwa merkte an: "Keiner weiß, ob es außerirdisches Leben gibt. Es ist ein großes Universum. Und es wäre ziemlich anmaßend, eine eindeutige Schlussfolgerung zu ziehen." Bray ergänzte derweil auf Nachfrage, Zusammenstöße von US-Kampfjets mit den unbekannten Objekten habe es bislang nicht gegeben: "Wir hatten aber mindestens elf Beinahe-Zusammenstöße." Eine Kommunikation mit einem Objekt habe es bislang nicht gegeben.

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Die Experten aus dem Pentagon wiesen außerdem darauf hin, dass die Beobachtungen nicht auf die USA beschränkt seien. "China hat seine eigene Version einer UAP-Taskforce eingerichtet. Es ist also klar, dass eine Reihe von Ländern Dinge im Luftraum beobachten, die sie nicht identifizieren können", sagte Bray. Der Republikaner Rick Crawford warnte laut The Hill vor möglichen gefährlichen Konsequenzen, sollten sich die Objekte als "technische Überraschung" anderer Nationen herausstellen. Es sei die Pflicht der Geheimdienste gegenüber den Steuerzahlern und Steuerzahlerinnen, potenziell feindliche Nationen wie China und Russland von Überraschungen diesbezüglich abzuhalten. Auch Bray hatte eingestanden, dass die Objekte ein Sicherheitsrisiko darstellen können.

Die Anhörung war ein weiterer Hinweis darauf, dass die US-Regierung fortan transparenter mit möglichen UFO-Sichtungen umgehen will. Mit dem Ende 2020 verabschiedeten Pandemie-Haushaltspaket der US-Regierung hatte der damalige Präsident Donald Trump die Behörden angewiesen, dem Parlament innerhalb eines halben Jahres über ihre Erkenntnisse zu UFO-Sichtungen zu berichten. Das hatte in den USA erneut großes Interesse am Themenkomplex UFOs erregt. Zuletzt hatte auch Ex-Präsident Barack Obama die Debatte mit Bemerkungen befeuert, dass es Aufnahmen von Objekten gebe, "bei denen wir nicht wissen, was sie zeigen". Der Bericht war vergangenen Juni veröffentlicht worden, jetzt erfolgte die erste öffentliche Anhörung.

(mho)