EU soll von Russland unabhängig werden: Solarmodule auf jedes Haus

Die EU-Kommission schlägt eine Pflicht vor, alle neuen Gebäude mit Solarmodulen zu versehen. Das ist Teil des Plans gegen die Abhängigkeit von Russland.

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Solarpanel am Bremer Weserstadion.

(Bild: heise online / anw)

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Die EU werde noch "weit vor Ende dieses Jahrzehnts" nicht mehr abhängig von fossilen Energieträgern aus Russland sein, davon geht die EU-Kommission aus. Wie das möglich werden soll, hat sie nun in dem "REPower" genannten Plan vorgestellt, der in vier Teile unterteilt ist: Energieeinsparung, Ersatz für russische Lieferungen fossiler Brennstoffe, deren Ersatz durch beschleunigten Übergang zu sauberer Energie und eine Kombination von Investitionen und Reformen.

Die EU-Kommission schlägt vor, das für 2030 vorgesehene Ziel eines Anteils von 40 Prozent für erneuerbare Energien am Endenergieverbrauch auf 45 Prozent anzuheben. Mehr Solarstrom und grüner Wasserstoff sollen das Erdgas verdrängen, dafür sollen Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.

Die Dächer neuer öffentlicher und gewerblicher Gebäude sollen ab 2025, ab 2029 auch von Wohngebäuden zwingend mit Solarmodulen versehen werden. Bis dahin soll die Photovoltatik-Kapazität verdoppelt, bis 2030 dann sogar 600 GW installiert werden, erläutert die EU-Kommission (PDF). Die dafür erforderlichen Fachkräfte sollen in einer Qualifizierungsoffensive geschaffen werden.

Dazu gesellt sich das Ziel der EU-Kommission, in den nächsten fünf Jahren die Rate der Bereitstellung von Wärmepumpen zu verdoppeln. So sollen in diesem Zeitraum insgesamt 10 Millionen Wärmepumpen installiert werden. Auch plädiert die EU-Kommission dafür, Geothermie und Solarthermie in modernisierte Fern- und Fernwärmesysteme zu integrieren.

Um das Potenzial an Energieeinsparungen besser auszunutzen, will die EU-Kommission das bisherige verbindliche Energieeffizienzziel von 9 auf 13 Prozent anheben. Kurzfristig sollen Verhaltensänderungen dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Erdgas und -öl um 5 Prozent sinkt. Dazu sollen die EU-Mitgliedsstaaten Informationskampagnen für die Bevölkerung auflegen.

Zudem ermutigt die EU-Kommission die EU-Mitgliedsstaaten dazu, beispielsweise energieeffiziente Heizsysteme, stromsparende Geräte oder Gebäudeisolierung mit ermäßigter Mehrwertsteuer zu begünstigen. Innerhalb der EU sollen möglichst bis 2030 jährlich rund 10 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff produziert, die gleiche Menge importiert werden.

Die Produktion von Biomethan soll ebenfalls bis 2030 auf 35 Milliarden m3 wachsen. Sie soll dazu beitragen, den Verbrauch fossiler Brennstoffe im Verkehrssektor zu verringern. Hier zielt die EU-Kommission insbesondere auf den Güterverkehr, der so weit wie möglich ökologisiert werden soll.

Europäische Länder sind schon kräftig dabei, russisches Erdgas durch verstärkte Importe von Flüggass (LNG) zu ersetzen. Künftig sollen solche Importe sowie von Erdgas und Wasserstoff über eine gemeinsame Plattform abgewickelt werden. Dort soll die Nachfrage gebündelt, die Infrastruktur optimiert genutzt und die Kontaktaufnahme mit den Lieferanten koordiniert werden.

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Für die Ziele des Plans REPowerEU setzt die EU-Kommission bis 2027 Investitionen von 210 Milliarden Euro im öffentlichen und privaten Sektor auf nationaler und EU-Ebene an. Beispielsweise würden 10 Milliarden Euro dafür notwendig, eine zusätzliche Gasinfrastruktur aufzubauen.

Die EU-Kommission hatte REPowerEU bereits im März dieses Jahres umrissen, zwei Wochen nach dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine. Kurz darauf einigten sich die Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat darauf, dass die EU ihre Abhängigkeit von russischen Gas-, Öl- und Kohleimporten so bald wie möglich vollständig beenden wird. Sie forderten die EU-Kommission auf, bis dahin einen umfassenden Plan auszuarbeiten, was nun geschehen ist.

(anw)