Fingerring als Sesam-Öffne-Dich

Die Dresdener Firma Coreta hat einen Schmuckring entwickelt, der wie eine Smartcard funktioniert und das Login am PC erledigen oder die Haustür öffnen soll.

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Ein kleiner Dreh am Fingerschmuck -- und schon lässt Agent 007 im Auftrag seiner Majestät im neuen Bond-Streifen Stirb an einem anderen Tag mit lautem Krachen und vielen Scherben jede Glasscheibe zerspringen. Eine etwas elegantere Methode für den Zugang zum Eigenheim oder zum PC hat die Dresdener Firma Coreta entwickelt. Der Elektrotechnikspezialist hat einen Chip in einen Fingerring aus Gold oder Silber integriert, der ähnlich wie eine Smartcard funktioniert. Die Speichereinheit besitzt eine eindeutige Werkskennung (ID) sowie freie Bereiche, in denen die Codes für unterschiedliche Schlösser abgelegt werden.

Als erste konkrete Anwendung hat sich Coreta den PC ausgeguckt. Über einen Adapter wird nach Auflegen des Rings ein mit 128-Bit verschlüsselter Zugangscode mit dem Rechner ausgetauscht. Nach erfolgreicher Authentifizierung lassen sich PC-Dateien kryptografisch versiegeln. Dabei kommt der AES (Advanced Encryption Standard) zum Einsatz, der vom amerikanischen National Institute of Standards und Technology (NIST) zum DES-Ersatz (Data Encryption Standard) gekürt wurde. An weiteren Anwendungsmöglichkeiten arbeitet Coreta momentan mit dem Dresdener Informatikprofessor und Kodierungsexperten Andreas Pfitzmann. Die Implementierung eines SHA1-Algorithmus soll beispielsweise eine Identifizierung ermöglichen, die den Ansprüchen an die elektronische Signatur nach deutschem Gesetz standhält.

Der PC-Adapter ist derzeit nur für Windows erhältlich und ab NT 4.0 einsetzbar. Die Dateiverschlüsselung läuft ab Windows 95. Angesichts der zahlreichen unter Linux laufenden Serveranwendungen "denken wir aber auch in diese Richtung", erklärte Michael Georgi, Elektroentwickler bei Coreta, gegenüber heise online. Konzepte für den Einsatz der Authentifizierungsmethode im Internet -- etwa für das Einloggen in Webshops oder Datenbanken -- sollen ebenfalls realisiert werden.

Als Prototyp existiert ferner bereits eine Applikation für das elektronische Türschloss. Darin ist ein Mikrodynamo eingebaut, der beim Drücken der Klinke automatisch die benötigte Energie für den nächsten Öffnungsvorgang erzeugt. Nervende Batteriewechsel oder Kabelsalat bleiben damit außen vor. Mit einer marktreifen Lösung für diesen Bereich rechnet Georgi von Mitte nächsten Jahres an. Schon von Anfang 2003 an will Coreta zudem ein elektronisches Mikroschloss anbieten, das dem Techniker zufolge "wohl das kleinste auf der Welt ist". Es soll in Fahrradschlössern, Schaltern für Alarmanlagen oder Licht oder als Wegfahrsperre in Autos zum Einsatz kommen. Noch suchen die Dresdener aber Partner für die Realisierung derartiger praktischer Anwendungen.

Die grundlegende Umsetzung des in 16 Ländern patentierten Schlüsselverfahrens erfolgt in Kooperation mit dem traditionellen Trauringfabrikanten Niessing, der die Schmuckstücke designed und herstellt. Den Vorteil des Systems sieht Georgi dabei vor allem in der eng mit dem Körper verbundenen Tragweise eines Fingerrings. Sie biete hohe Verlustsicherheit -- ohne die funktionellen und datenschutzrechtlichen Bedenken etwa eines Fingerabdruckverfahrens zu wecken. So könne die Lösung als "echte Alternative zur Biometrie", die bekanntlich nicht jedermann behagt, verstanden werden. Nachteil: Ring und PC-Adapter kosten momentan noch 190 Euro. (Stefan Krempl) / (pmz)