Reddit vs. Wall Street: Gebeutelter Hedgefonds schließt nach Milliardenverlusten

Kein Hedgefonds hat infolge der Kursrallye von Gamestop so hohe Verluste gemacht, wie Melvin Capital. Davon hat sich die Firma nie mehr erholt.

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(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

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Anderthalb Jahre nach den aufsehenerregenden Kurskapriolen der Gamestop-Aktie macht der damals schwer gebeutelte milliardenschwere Hedgefonds Melvin Capital dicht. Das berichtet das US-Magazin Bloomberg. Der Fonds hatte damals auf fallende Kurse des kriselnden Spielehändlers gesetzt und war von einer Kleinanlage-Community auf Reddit fast in die Zahlungsunfähigkeit getrieben worden.

Die Kleinanleger hatten den Kurs der Gamestop-Aktie durch koordinierte und massive Käufe in die Höhe getrieben und Melvin Capital in ernste Schwierigkeiten gebracht. Trotz einer Finanzspritze in Höhe von fast drei Milliarden US-Dollar hatte der Fonds sich von den Geschehnissen nie erholt und angesichts der aktuellen Talfahrt an den Börsen zieht der Gründer Gabe Plotkin nun die Notbremse.

Wie Bloomberg schreibt, kommt das Ende von Melvin Capital trotz der Vorgeschichte unerwartet. "Die letzten 17 Monate waren eine unglaublich schwierige Zeit für das Unternehmen und für sie, die Investoren", zitiert das US-Finanzmagazin aus der Ankündigung des Fonds-Gründers Plotkin. Er habe alles gegeben, was er könne, aber zuletzt habe sich gezeigt, dass er die von ihm erwarteten Gewinne damit nicht erzielen könne: "Ich erkenne jetzt, dass ich kein externes Kapital mehr verwalten sollte". Laut Bloomberg hatte Plotkins Versuch, die Verluste wieder wettzumachen, zwischenzeitlich durchaus erfolgversprechend ausgesehen. In den vergangenen Wochen hab sich das Glück aber wieder gewendet. Sein Hegefonds hatte 7,8 Milliarden US-Dollar verwaltet und investiert.

Melvin Capital ist damit zumindest teilweise ein spätes Opfer des Kräftemessens zwischen den zumeist auf Reddit organisierten Kleinanlegern und -anlegerinnen sowie milliardenschweren Investmentfirmen. Letztere hatten sich als Leerverkäufer Aktien für einen bestimmten Zeitraum geliehen, und direkt verkauft. Bei den erwarteten fallenden Kursen wollten sie die Papiere rechtzeitig vor Ende der Leihfrist günstiger zurückkaufen und so Gewinne machen. In der Reddit-Community r/wallstreetbets war aber erkannt worden, dass dafür überhaupt nicht genug Aktien im freien Handel waren.

Die Community hatte die Bestände zusammen aufgekauft und mit der Weigerung zu verkaufen eine ganze Branche aufgemischt. Die Leerverkäufer mussten sie zu teils horrenden Aufschlägen zurückkaufen. Niemand hatte dabei so große Verluste eingefahren wie Melvin Capital – rund sieben Milliarden US-Dollar beziehungsweise 55 Prozent in einem Monat. Das vergangene Jahr hatte der Fonds laut Bloomberg fast 40 Prozent im Minus beendet, dieses Jahr ging es um weitere 20 Prozent nach unten. Das verbleibende Geld soll jetzt an die Investoren zurückgehen.

(mho)