E-Mail vom Mond

TransOrbital Inc. will eine neue Runde im Wettlauf um die kommerzielle Nutzung des Mondes einläuten.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Mit einem 20-Millionen-Dollar-Vertrag mit dem Raumfahrtunternehmen Kosmotras in der Tasche will das kalifornische Unternehmen TransOrbital Inc. eine neue Runde im Wettlauf um die kommerzielle Nutzung des Mondes einläuten.

Kosmotras, eine ukrainisch-russisches Joint Venture, verwendet ausgediente Langstreckenraketen vom Typ SS-18 als Trägerraketen. Im Oktober 2003 soll der von Transorbital lange angekündigte Mond-Satellit TrailBlazer von Baikonur aus starten. Der rund 520 Kilogramm schwere Satellit soll dann für etwa drei Monate den Mond in einer niedrigen Umlaufbahn umkreisen und dabei hochauflösende Bilder der Mondoberfläche mit einer maximalen Auflösung von bis zu einem Meter pro Pixel zur Erde senden.

Für die Wissenschaft wird das Projekt wahrscheinlich kaum neue Erkenntnisse bringen, aber die Bahn des TrailBlazer ist so berechnet, dass der Lichteinfall schönere Fotos bringen sollte als die des Lunar Prospector -- außerdem soll der Satellit historische Schauplätze überfliegen, etwa den Landungspunkt der Apollo 11 oder der sowjetischen Lunakhod-Mission. Nach etwa drei Monaten wird der Satellit dann auf der Mondoberfläche zerschellen. Wer ein bleibendes Zeugnis auf dem Mond hinterlassen will, kann beispielsweise für schlappe 16,95 US-Dollar eine Postkarte mitschicken, oder für rund 2.500 US-Dollar pro Gramm ein wenig Asche zur letzten Ruhe auf dem Mond deponieren lassen.

Die Konkurrenz von Lunarcorp will ebenfalls einen Satelliten in einer Umlaufbahn um den Mond platzieren. Der von Lunarcorp konzipierte SuperSat soll in der internationalen Raumstation ISS montiert werden -- für die allerdings noch in der Entwicklung befindliche Technik will die NASA laut New Scientist mehrere Millionen US-Dollar bezahlen. Der SuperSat, der 2004 starten soll, soll noch höher aufgelöste Bilder von der Mondoberfläche senden als der TrailBlazer -- diese Live-Bilder will Lunarcorp dann beispielsweise über Science-Center vermarkten. Zusätzliches Geld könnte beispielsweise dadurch hereinkommen, dass über den Satelliten E-Mails geroutet werden, die Lunacorp dann mit einer Art elektronischer Sondermarke versehen will. In einer zweiten Stufe will die Firma dann einen Roboter zur Mondoberfläche schicken, der dort nach Wasser suchen soll. Auch dieser Roboter soll Live-Bilder zur Erden funken und begrenzt von der Erde aus fernsteuerbar sein.

Fernziel der Mondsüchtigen ist eine Basis auf dem Mond, von der aus beispielsweise Helium-3 gewonnen werden könnte -- ein Stoff, der auf der Erde sehr selten ist, aber vom Sonnenwind auf der Mondoberfläche abgelagert wird. Formal gilt zwar ein internationales Abkommen, wonach der Mond der gesamten Menschheit gehört, dieser Vertrag ist allerdings bisher nur von neun Staaten ratifiziert worden.

Mit Spannung darf man auch erwarten, wie die im Internet weit verbreitete Story von der Mondlandungs-Verschwörung sich im Licht der neuen Missionen entwickeln wird. (wst)