Gütesiegel soll Kinder vor Gewalt im Web schützen

Mit dem Erfurter Netcode sollen Kinderseiten ausgezeichnet werden, die die Jugendschutzbestimmungen beachten, Kindern Sicherheit bieten, mit Themen wie Drogen kritisch umgehen sowie Inhalt und Werbung klar trennen.

vorlesen Druckansicht 126 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Auf dem 7. Thüringer Mediensymposium wurde heute der Erfurter Netcode präsentiert, ein Qualitätssiegel für junge Surfer im Internet. Gegründet wurde er von der evangelischen und katholischen Kirche, dem ARD/ZDF-Kinderkanal und der Stadt. Der Kinderkanal hat seinen Sitz in Erfurt.

Das neue Qualitätssiegel soll junge Netzbesucher künftig vor Gewalt im Internet schützen. "Das Internet birgt für Kinder ein Risiko", sagte Kinderkanal-Geschäftsführer Frank Beckmann. Mit dem Siegel sollen Kinderseiten ausgezeichnet werden, die die Jugendschutzbestimmungen beachten, Kindern Sicherheit bieten, mit Themen wie Drogen kritisch umgehen sowie Inhalt und Werbung klar trennen. Der Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium, bei dem ein ehemaliger Schüler vor sieben Monaten 16 Menschen und sich selbst umbrachte, hatte zu einer Verschärfung des Jugendschutzgesetzes geführt. Die Vorsitzende der Kinderkommission des Bundestags Ingrid Fischbach forderte europaweit gleiche Rahmenbedingungen für den Schutz.

Der Geschäftsführer von Nintendo Deutschland hat sich in der Debatte um Kinder und Gewalt gegen die Verteufelung der neuen Medien ausgesprochen. "Jede Medienentwicklung können und sollten wir nicht beeinflussen", sagte Axel Herr auf dem Symposium. Der Chef des Musiksenders Viva, Dieter Gorny, betonte in der Diskussion die Rolle der Eltern und warnte vor Reizüberflutung von Kindern.

Der Kinderpsychologe Wolfgang Bergmann aus Hannover sieht ein großes Problem bei Kindern wegen zunehmender Gewalt. Jedes fünfte Grundschulkind nehme Psychopharmaka, sagte er in der Diskussion. Es sei aber zu einfach, nur Medien verantwortlich zu machen. Er forderte wie Gorny eine stärkere Öffnung der Schulen für Medien. Axel Herr räumte ein, dass in seinen Spielen auch geschossen werde. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) habe aber bisher kein Nintendo-Produkt auf den Index genommen. (dpa) / (anw)