Besorgnis über Neuzugang bei Microsoft
Detlef Eckert, bisher Leiter einer Grundsatzabteilung bei der EU-Kommission, beginnt am kommenden Montag einen neuen Job bei Microsoft. Er soll Hintergrundwissen zum Kartellverfahren gegen seinen künftigen Arbeitgeber besitzen.
Detlef Eckert, seit 1996 Leiter der Grundsatzabteilung der Generaldirektion Informationsgesellschaft bei der EU-Kommission, beginnt am kommenden Montag einen neuen Job bei Microsoft. Dort wird er für die strategische Entwicklung der Trustworthy-Strategie in Europa, Nahost und Afrika zuständig sein. An sich eine harmlose Personalie, wäre Eckert bei der EU nicht in die Untersuchungen zum europäischen Kartellverfahren gegen den Redmonder Konzern involviert gewesen, wie es in Medienberichten heißt. Die EU-Kommission soll Untersuchungen eingeleitet haben, in welchem Umfang Microsoft von dem Wissen Eckerts profitieren könne.
Die Computer and Communications Industry Association (CCIA), der Microsoft-Konkurrenten wie Sun und Netscape angehören, beruhigt das anscheinend nicht. Wie BBC-News berichtet, soll Eckert vertrauliche Gespräche mit Vertretern von IT-Unternehmen geführt haben. CCIA-Präsident Ed Black sagte laut dem Bericht, bei einem Treffen mit Eckert habe die CCIA ihren Standpunkt zum Microsoft-Verfahren mitgeteilt und ihre rechtliche sowie geschäftliche Strategie dargelegt. Detlef Eckert soll der EU-Kommission aber bereits schriftlich versichert haben, solche Informationen vertraulich zu behandeln.
Eckert wies bereits Anfang November jeden Verdacht von sich. In einem Interview mit Europa digital hatte er beteuert, sein Wechsel sei politisch nicht brisant, da er bei Microsoft nicht im Bereich Government Relations, sondern im Bereich Business Development arbeiten werde. "Ich verkaufe auch nicht, sondern entwickle neue Strategien", heißt es. Microsoft versichert laut der New York Post, Eckert, der von Brüssel aus für den Redmonder Konzern arbeiten wolle, werde nicht für das Unternehmen Lobbyarbeit betreiben.
Einen ähnlichen Fall gab es 1999 bei der EU-Kommission, als der spanische Telecom-Konzern Telefonica den damaligen Kommissar der Generaldirektion Informationsgesellschaft, Martin Bangemann, als Berater engagierte. Dies löste seinerzeit großen politischen Wirbel aus, weil seine Amtszeit als EU-Kommissar in Brüssel zu jenem Zeitpunkt offiziell noch nicht abgelaufen war und Bangemann genau für die Branchen zuständig war, in denen auch Telefonica aktiv ist. Der Wechsel Bangemanns zu Telefonica wurde schließlich um ein Jahr verschoben. (anw)