Maskottchen-Cam aus Köln
Ab Mitte Dezember überträgt eine Webcam Livebilder aus dem Stall von Hennes VII, dem Wappentier und Maskottchen des 1. FC Köln.
Seine Mannschaftskollegen stecken schon alle in den rot-weißen Trikots und haben sich warm gespielt -- da betritt der 12. Mann auf dem Platz das Stadion. Hennes VII -- Geißbock, Maskottchen und Wappentier des 1. FC Köln -- beherrscht seinen Auftritt auf dem Spielfeld auf den ersten Blick routiniert, von Aufregung keine Spur. Demnächst müssen die Fans nicht mehr auf das Erscheinen von Hennes bei Heimspielen in Köln warten, um Neuigkeiten über das Maskottchen zu erfahren. Ab Mitte Dezember ist in seinem Stall eine Webcam installiert, die 24 Stunden das Treiben des Geißbocks live über das Internet präsentiert.
Hennes ist es mittlerweile gewöhnt, im Rampenlicht zu stehen. "Am Anfang war er im Stadion etwas unruhig, aber das hat sich völlig gelegt", beschreibt Hennes Betreuer, Bauer Wilhelm Schäfer, die nervliche Verfassung seines Schützlings. Mit dem Umbau des ehemaligen Müngersdorfer Stadions soll das Tier möglicherweise eine eigene Loge bekommen, offenbar damit er seinem Verein noch mehr Glück bringt.
Und die Mannschaft auf dem Platz hat -- vermutlich mit Hilfe des Geißbocks -- das Führungstor geschossen. Fast keine Regung bei dem Tier. Nach weiteren Treffern seiner Mannschaft scheint Hennes gar kein Interesse mehr für das Geschehen auf dem Platz zu haben und schaut nur noch in Richtung der Zuschauer. Erst als der Gegner den Ausgleich schafft, wird der Glücksbringer wachsamer, bis der Siegtreffer der Kölner erzielt ist.
Welchen Einfluss die Existenz des Geißbocks auf das Spiel der Kölner Mannschaft zu haben scheint, zeigte sich im Jahr 1996. "Erst starb Hennes der VI, und der FC befand sich im Abstiegskampf", erinnert sich FC-Sprecher Rolf Dittrich. Auch im Frühjahr 2001 wurden die Kölner vom Glück verlassen, als Hennes wegen der Gefahren durch die Maul- und Klauenseuche nicht in das Stadion durfte. "Die beiden Partien, bei der Hennes fehlte, haben wir Unentschieden gespielt. Das erste Spiel bei dem Hennes wieder auf dem Platz stand, haben wir gewonnen", sagt Dittrich.
Die Geschichte des Maskottchens geht auf das Engagement des Vereins beim Karneval zurück. Schon Anfang der 50er Jahre feierte er die fünfte Jahreszeit mit einer eigenen Sitzung. "Da es nach dem Krieg wenige geeignete Räumlichkeiten gab, feierte der Verein die Sitzung im Winterbau des Zirkus Williams Althoff", erklärt Dittrich. Die damalige Zirkusprinzipalin Carola Williams schenkte dem Vereinsvorsitzenden einen lebenden Geißbock. "Und dann hieß es: Wunderbar, wir haben noch kein Wappentier, und das wird jetzt der Geißbock", sagt Dittrich. Auch der Name war schnell gefunden -- und zwar nach dem damaligen Spielertrainer Hennes Weisweiler.
Mittlerweile ist der Geißbock bei den Kölnern nicht mehr wegzudenken. Selbst für mögliche Ausfallzeiten ist vorgesorgt. "Auch Spieler werden mal krank. Und wenn das so bei Hennes ist, steht Geißbock Helmut als Ersatz parat", sagte Bauer Schäfer. Dorthin fährt auch Hennes VII nach getaner Arbeit. Nach Abpfiff heißt es für ihn zurück in den weißen Kombiwagen und ab nach Hause in den Stall nach Köln-Widdersdorf. Dort hat er dann seine Ruhe, auch wenn ihn über die Webcam bald tausende Fans beobachten. (Sabine Kwapik, dpa) / (anw)