China: Desinformationen dank SEO im Ausland unter Top-Suchergebnissen

China platziert eigene staatliche Meldungen etwa über die Inhaftierung von Uiguren bei Google und Bing an vorderster Position – dank Suchmaschinenoptimierung.

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(Bild: kentoh/Shutterstock.com)

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Um die Meinung außerhalb Chinas zu beeinflussen und Desinformationen zu verbreiten, setzt China auf Suchmaschinenoptimierung (SEO). Dank SEO landen Informationen der chinesischen Staatsmedien auf Google und Bing auf den vordersten Plätzen. Das erklären Forscher der Brooking Institution und Alliance for Securing Democracy (ASD) in einem am Freitag veröffentlichten Bericht. Primär geht es bei den Inhalten um die Inhaftierung der Uiguren und den Umgang mit Covid-19 in China, aber auch Putin wird vom Regime aus Peking unterstützt.

Die Forscher fanden heraus, dass chinesische Staatsmedien unter dem Suchbegriff "Xinjiang" – der autonomen Region der Uiguren in der Volksrepublik China – bei 88 Prozent der Suchanfragen (an 106 von 120 Tagen) unter den ersten zehn Plätzen landeten. Auf Youtube landete "Xinjiang" zu 98 Prozent (an 118 von 120 Tagen) unter den Top-Ten-Suchergebnissen. "In Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen ergaben Suchergebnissen für konspirative Begriffe über alle Suchtypen hinweg ein hohes Volumen an zustandsgesteuerten Inhalten", heißt es in dem Bericht weiter.

Über die Suchbegriffe "Fort Detrick" und "Unit 731" etwa streuten die chinesischen Staatsmedien demnach Desinformationen bezüglich der Ursprünge und des Ausbruchs des Coronavirus. Fort Detrick, eine Militärbasis in Maryland (USA), diente von 1943 bis 1969 zur Entwicklung biologischer Waffen und ist heute das wichtigste medizinische Forschungszentrum der US-Armee für Infektionskrankheiten. Dort werden unter anderem Abwehrmaßnahmen gegen biologische Kriegsführung erforscht und Impfstoffe hergestellt. Unit 731 war eine Geheimeinrichtung der Japaner, die im Zweiten Weltkrieg die Mandschurei (China) besetzte und dort biologische und chemische Waffen entwickelte und einsetzte.

In der Nachrichtensuche (Google News und Bing News) und der Suche auf Youtube entfielen dem Bericht zufolge etwa 22 Prozent der beobachteten Websites und 25 Prozent der beobachteten Youtube-Kanäle auf chinesische Staatsmedien – während die Websuche auf Google und Bing lediglich 6 Prozent der Ergebnisse ausmachte. Dabei zeigten an die Pandemie gebundene Begriffe in den Suchanfragen mit geringerer Wahrscheinlichkeit chinesische Inhalte als beispielsweise "Xinjiang", was die Forscher auf die beträchtliche Aufmerksamkeit und umfangreiche Berichterstattung in Verbindung mit der Pandemie zurückführten.

Dennoch, so das Forschungsergebnis, sei "die Überlegenheit und Hervorhebung chinesischer Staatsmedien in den Suchergebnissen unterschätzt" worden. Auch aufgrund von "Chinas umfangreicher Bereitstellung von Inhalten und Influencer-Arrangements", die Inhalte demnach auf unabhängigen Quellen regelmäßig erneut veröffentlichen. So fanden die Forscher mindestens 19 verschiedene Quellen, die nicht offiziell mit der chinesischen Regierung in Verbindung standen, aber regelmäßig die Inhalte der chinesischen Staatsmedien wörtlich neu veröffentlichten – darunter etwa die Helsinki Times. Unter Einbeziehung der 19 namentlich nicht weiter genannten Quellen, würde sich die Zahl der Inhalte chinesischer Staatsmedien "um fast 10 Prozent in den Suchergebnissen erhöhen".

Als Gegenmaßnahme empfehlen die Forscher, Originalquellen und Mehrfachverwendungen medialer Inhalte auf unterschiedlichen Websites von chinesischen Staatsmedien in den Suchergebnissen eindeutig zu kennzeichnen. Zusätzlich sollte die Praxis in Bezug auf Websites staatlicher Medien, Behörden oder Beamter um eindeutige Kennzeichnungen erweitert werden. Benutzer sollten informiert werden, wenn die Ergebnisqualität der Suche verdächtig sei, einschließlich umstrittener Begriffe und Themen.

Weiter fordern die Forscher eine Bereitstellung der Informationen zu Ranking- und Deranking-Entscheidungen über die Anzeige von staatlichen Inhalten. Suchmaschinen sollen zusammenarbeiten und Informationen untereinander teilen, um Schwachstellen gemeinsam anzugehen. Inhalteersteller, die sich thematisch mit Peking oder Peking-nahen Themen befassen – darunter Forschungsorganisationen, Regierungsbeamte und Aktivisten –, sollen ein Verständnis dafür entwickeln, wonach Interessenten suchen und entsprechende Schlüsselwörter in ihren Publikationen benutzen. Maßgebliche Medien, die nicht über angemessene Kontrollen und redaktionelle Unabhängigkeit verfügen, sollen Syndizierungsvereinbarungen mit staatlichen Medien überdenken, so der Bericht der Forscher.

(bme)