Beteigeuze: Wettersatellit bestätigt nebenbei Erklärung der Verdunkelung

Mit einem überhaupt nicht für die Astronomie gebauten Instrument haben japanische Forscher die Erklärung für ungewöhnliche Vorgänge bei Beteigeuze untermauert.

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Beteigeuze im Hintergrund einer Aufnahme von Himawari-8

(Bild: Daisuke Taniguchi et.al)

Lesezeit: 3 Min.

Ein japanischer Wettersatellit hat gewissermaßen zufällig die ungewöhnlich starke Verdunkelung des Roten Riesensterns Beteigeuze zum Jahreswechsel 2019/20 beobachtet und die Erklärung dafür bestätigt. Das geht aus einer Studie von japanischen Astronomen hervor, die ihren Kolleginnen und Kollegen damit ein neues und nur auf den ersten Blick ungewöhnliches Instrument für ähnliche Beobachtungen präsentieren.

Wettersatelliten nehmen zwar vorwiegend die Erdkugel auf, aber nicht ausschließlich, zeigt ihre Analyse. Beobachtungen von Objekten im Hintergrund müssen anders als bei dezidierten Weltraumteleskopen wie dem berühmten Hubble nicht gebucht werden und erfolgen gleichzeitig deutlich häufiger sowie langfristiger.

Wie das Team um Daisuke Taniguchi von der Universität Tokio jetzt erläutert, basiert ihre Studie auf Daten des japanischen Wettersatelliten Himawari-8. Dieser umkreist die Erde auf einem geostationären Orbit in etwa 35.000 Kilometern Entfernung. Dort macht er kontinuierlich Aufnahmen des westlichen Pazifiks, Ostasiens und Australiens, auf deren Basis unter anderem Unwetterwarnungen erstellt werden. Dabei wird aber auch immer ein Teil des Himmels hinter der Erde aufgenommen und genau dort taucht ungefähr einmal alle zwei Tage der Rote Riesenstern Beteigeuze auf. Diesen Umstand und das breite Spektrum, in dem Himawari-8 aufzeichnet, hat sich das Team zunutze gemacht. Die Daten ergeben ein umfangreiches Bild der Entwicklung von Beteigeuze über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren zwischen 2017 und 2021.

Eine Auswertung der von Himawari-8 gesammelten Daten hat demnach bestätigt, dass die ungewöhnlich starke Verdunkelung ungefähr zu gleichen Teilen auf einer Staubwolke vor dem Stern und einer Abkühlung des Sterns selbst beruht. Der Wert der jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature Astronomy vorgestellten Analyse besteht also weniger in ihrem Ergebnis, als in dem verwendeten Instrument.

Auf keinem für die Astronomie genutzten Weltraumteleskop wäre auch nur annähernd so viel Beobachtungszeit zu ergattern gewesen, um solche eine umfangreiche Zeitleiste erstellen zu können – sowieso hätte die Arbeit damit erst beginnen können, wenn die ungewöhnliche Entwicklung sichtbar geworden wäre. Außerdem hat Himawari-8 Daten in Wellenlängen gesammelt, die von Weltraumteleskopen nicht abgedeckt werden. Ähnliche Analysen dürften also folgen.

Beteigeuze ist der Schulterstern des Sternbilds Orion und gehört eigentlich zu den hellsten am Nachthimmel. Ende 2019 war er in dieser Rangliste aber deutlich abgerutscht. Weil es sich um einen sogenannten "Roten Überriesen" handelt, der am Ende seines Sternenlebens angekommen ist, war sogar über eine bevorstehende Supernova spekuliert worden. Inzwischen gilt als gesichert, dass der Stern eine "mächtige Gasblase" ausgestoßen hatte, die sich von ihm entfernte. Als sich ein Teil der Sternenoberfläche danach abkühlte – wie das bei Beteigeuze nicht ungewöhnlich ist – hatte dies ausgereicht, um das Gas zu festem Staub kondensieren zu lassen. Demnach war die Verdunkelung direkte Folge der Entstehung von Sternenstaub.

(mho)