Dynamic World: Google zeigt Veränderungen auf der Erdoberfläche fast in Echtzeit

Google hat eine KI darauf trainiert, alte und hochaktuelle Satellitenbilder automatisiert auszuwerten. Herausgekommen ist ein faszinierendes Werkzeug.

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Eine Schneise durch die bebaute Fläche (rot): Die von dem Vulkan Cumbre Vieja auf La Palma angerichtete Verwüstung.

(Bild: Dynamic World)

Lesezeit: 2 Min.

Google hat mit Dynamic World ein neues Kartenwerkzeug freigegeben, das auf Basis von Satellitendaten fast in Echtzeit anzeigen kann, wie sich die Erdoberfläche verändert. Dazu werden auf einer Karte mit einer Auflösung von 10 Meter pro Pixel angezeigt, ob es dort Wasser, überschwemmte Vegetation, bebaute Flächen, Bäume, Nutzpflanzen, nackter Untergrund, Gras, Sträucher oder Schnee beziehungsweise Eis vorhanden ist.

Dafür wurde ein Algorithmus darauf trainiert, das in den Satellitenaufnahmen des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus der ESA zu erkennen. Die gesammelten Daten reichen zurück bis ins Jahr 2015, in Dynamic World können zwei Zeiträume verglichen werden. Sichtbar werden so natürliche Prozesse, aber auch die Spuren der Menschheit.

Jeden Tag fließen mehr als 5000 neue Aufnahmen der europäischen Sentinel-Satelliten in den Datensatz ein, erläutert Google in einem Blogeintrag. Das zeigt einmal mehr den Wert frei verfügbarer wissenschaftlicher Daten. Eine KI ermittle darin, was dort jeweils grob zu sehen ist, teilweise schon zwei Tage nachdem das Foto gemacht wurde. Damit sei der in Dynamic Word abrufbare Datensatz nicht nur detaillierter als ähnliche Vorlagen, sondern auch viel aktueller. Innerhalb von Tagen könnten damit Folgen von Schneestürmen, Waldbränden, Vulkanausbrüchen oder anderen Ereignissen überall auf der Welt erstmals eingeschätzt werden. Das sei vor allem für die Wissenschaft und Politik äußerst hilfreich, aber auch die Öffentlichkeit dürfte in den Karten jede Menge spannendes finden.

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Die lange umkämpfte Stadt Mariupol in der Ukraine (bebaute Flächen in rot, auf den hellbraunen wurde nackter Boden ermittelt)

(Bild: Dynamic World)

Die Karten sind auf dynamicworld.app einsehbar. Dort kann man sich für einen beliebigen Zeitraum anzeigen lassen, womit die Erdoberfläche an einem Ort irgendwo auf der Erde bedeckt ist oder war. Je mehr reingezoomt wird, desto schneller erfolgt die Berechnung. Stattdessen können aber auch die Karten für zwei Zeiträume übereinandergelegt werden. Vier Beispiele unter "Featured" zeigen, wie mächtig das Werkzeug dadurch wird. Aber auch aktuelle Ereignisse können so visualiert werden, zum Beispiel der verheerende Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma. Sogar die immensen Zerstörungen durch Bombardements der russischen Armee im Kriegsgebiet sind zu erkennen, beispielsweise in der Hafenstadt Mariupol. Die Verantwortlichen haben Dynamic World auch in einem wissenschaftlichen Artikel im Fachmagazin Nature Scientific Data vorgestellt.

(mho)