Straftaten im Netz: Polizei setzt neue Software gegen Cybercrime ein

Längst findet Diebstahl verstärkt im Netz statt. Um der Entwicklung nicht hinterherzulaufen, arbeiten Ermittler in Niedersachsen mit dem neuen "Cyberguide".

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Handschellen auf Notebook-Tastatur

(Bild: ronstik/Shutterstock.com)

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Von
  • dpa

Schadsoftware, Datenklau oder Betrug mit Kryptowährung: Niedersachsens Ermittler sollen künftig besser auf die schnelle Entwicklung der Internetkriminalität reagieren. Mit einem digitalen Assistenten können die ersten Ermittlungsmaßnahmen effizienter und zielgerichteter werden, wie das Innenministerium am Dienstag mitteilte. "Wenn Kriminelle die Vorteile der digitalen Welt nutzen, müssen auch wir kreative und fortschrittliche digitale Verfahren entwickeln, um besser ermitteln zu können", sagte Innenminister Boris Pistorius bei der Vorstellung in Braunschweig.

Der SPD-Politiker stellte zusammen mit Vertretern der Polizei den sogenannten "Cyberguide" vor. Dieser soll vor allem Beamten bei der Anzeigenaufnahme helfen, die sonst eher nicht mit Internetkriminalität beschäftigt sind. Eine präzise und schnelle Weitergabe von Infos sei eine wichtige Voraussetzung im Kampf gegen Kriminalität im Netz. Der digitale Assistent helfe dabei mit geschickter Fragestellung und integrierter Lotsenfunktion, teilte das Ministerium mit. Das System wurde demnach in elf Inspektionen erprobt und ist seit Mai landesweit im Einsatz.

"Je besser die Qualität einer Anzeige ist, desto besser sind auch die Aufklärungschancen", sagte der Projektverantwortliche Alexander Eckert. Das System erkenne aus den ersten Angaben schon mögliche Sofortmaßnahmen. So könnten etwa Rückholungen von nicht autorisierten Kontoabbuchungen noch möglich sein. Die Ermittler hoffen, dass aufwendige Nacharbeit ausbleibt, wenn wertvolle Daten wie IP-Adressen häufiger gesichert werden.

Der in Braunschweig entwickelte Cyberguide sei bundesweit ein neues Instrument, sagte Minister Pistorius. Die Software werde keine Fälle lösen, sie helfe aber dabei, schneller zu agieren, sagte er zur Einordnung. Für ihn handelt es sich um ein gutes Zeichen, dass Ermittler in der Lage sind, der fortlaufend optimierten Kriminalität folgen zu können. "Da dürfen wir nicht stehen bleiben", sagte Pistorius.

Zu schnell verändern sich dem Minister zufolge die Phänomene und Begehungsweisen der Straftaten im digitalen Raum, als dass die Ermittler jeweils schon Reaktionen parat hätten. Zudem steigen die registrierten Fälle nach Angaben des Ministeriums kontinuierlich an. Im vergangenen Jahr habe es einen erneuten Anstieg um mehr als 6 Prozent auf fast 50.000 Taten gegeben. Dabei wenden sich bei Internetkriminalität weniger Nutzer an die Polizei, sodass es deutlich mehr tatsächliche Fälle als Anzeigen gibt. Viele Anwender helfen sich selbst.

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"Der Modus Operandi ändert sich in diesem Deliktsfeld praktisch täglich", sagte Pistorius. Er zeigte sich daher froh, dass dagegen auch mit eigenen Entwicklungen vorgegangen wird. Die reinen Projektkosten bezifferten die Verantwortlichen nur bei etwas mehr als 200.000 Euro. Vielleicht ist auch das ein Grund für Interesse aus den anderen Bundesländern. Entsprechende Anfragen liegen dem Projektteam zufolge schon vor. Andere Bundesländer gehen aber auch andere Wege gegen Kriminalität im Netz. So startete die hessische Polizei 2021 den Studiengang Cyberkriminalistik.

(fds)