Rewe investiert in Lieferdrohnenhersteller Wingcopter

Rewe beteiligt sich an einer 42 Millionen US-Dollar schweren Finanzierung von Lieferdrohnenhersteller und Lieferserviceanbieter Wingcopter.

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Eine Wingcopter 198 Lieferdrohne im Flug.

(Bild: Wingcopter)

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Der Lebensmitteleinzelhändler Rewe Group hat sich an einer Finanzierung des deutschen Lieferdrohnenherstellers Wingcopter beteiligt. Insgesamt hat die Finanzspritze, die zusammen mit weiteren Investoren gegeben wird, ein Volumen von 42 Millionen US-Dollar, etwa 39,8 Millionen Euro, wie Wingcopter am Dienstag erklärt.

Die neue Finanzierung ist eine Erweiterungsrunde der Serie A. Neben Rewe sind Salvia, XAI Technologies und der japanische Handelskonzern Itochu an der Finanzierung beteiligt. Hinzu kommen Futury Capital und Xplorer Capital, die sich schon vorher bei Wingcopter finanziell eingebracht haben. Zur dabei erfolgten Unternehmensbewertung will Wingcopter keine Angaben machen. Wie Gründerszene (Business Insider) erfahren haben will, soll die Bewertung jedoch zwei Drittel höher als noch vor wenigen Monaten gelegen haben.

Auch habe es einen Run auf die Finanzierungsrunde gegeben, bei der nicht alle Interessenten zum Zuge gekommen seien. Tom Plümmer, Chef und Mitgründer von Wingcopter, deutete dabei an, dass mit ihnen bereits Gespräche für eine weitere Finanzierungsrunde laufen würden. Eine B-Runde sei also möglich. Und die soll nach Angaben von Gründerszene "richtig groß werden".

Wingcopter sieht den Einstieg von Rewe mit seinen 12.000 Lebensmittelfilialen auch als Signal an, dass die Lieferdrohnen und die Dienstleistung "Drone-as-a-Service" auf eine breitere Einsatzbasis für Lieferketten gestellt werden als lediglich eilige medizinische Lieferungen. Ob Rewe hier schon an möglichen Warenlieferungen denkt, wie etwa Amazon in den USA, ist ungewiss. Bei Zukunftsthemen würde man jedenfalls gerne mit solchen "starken Partnern" wie Wingcopter zusammenarbeiten.

Das frische Kapital will Wingcopter in die Forschung und Entwicklung neuer Produktfunktionen investieren. Zusätzlich soll das Unternehmen mit seinen derzeit 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Laufe der nächsten Monate um weitere 80 aufgestockt werden, heißt es von Wingcopter. Damit bekommt das Unternehmen die notwendige Ausgangsbasis, um die Produktionskapazitäten für seine eVOTL-Lieferdrohne Wingcopter 198 auszubauen, um den Drohnenlieferdienst weltweit anbieten zu können. In den USA hat die Bundesluftfahrtbehörde bereits im Mai die Zulassungskriterien für die Wingcopter-Drohne in der Sonderklasse der unbemannten Luftfahrzeuge definiert. Der Wingcopter 198 muss diese nun erfüllen, um die Typzertifizierung zu erhalten.

Dabei ist Wingcopter, das die elektrisch angetriebenen Lieferdrohnen in einer Fabrik im hessischen Weiterstadt baut, schon ausgelastet. Nach Unternehmensangaben können dort mehrere Tausend Wingcopter-Drohnen pro Jahr gebaut werden. Demnächst erfolge die Produktion teilautomatisch, was die Produktionszahl noch erhöhen soll. Ein Großprojekt ist dabei die im Mai abgeschlossene Vereinbarung mit Continental Drones. Sie sieht vor, dass Wingcopter in den kommenden fünf Jahren 12.000 Lieferdrohnen zum Aufbau eines Logistiknetzes in Afrika liefert. Weitere Partnerschaften unterhält Wingcopter mit Itochu in Japan und Synerjet in Lateinamerika. Eine Zusammenarbeit mit DHL, bei der eine Paketdrohne entwickelt werden sollte, wurde 2021 eingestellt.

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Der Wingcopter 198 ist eine Kombination aus Multicopter und Flächendrohne. Angetrieben wird sie von acht Elektromotoren. Sie kann Ladungen bis zu 5 kg pro Akkuladung über 75 km weit bei einer Spitzengeschwindigkeit von 144 km/h transportieren. Wingcopter 198 erfüllt Level 4 für autonomes Fliegen. Gesteuert wird die Drohne von bodengestützten Kontrollstationen aus. Durch ihre autonomen Funktionen kann ein Pilot bis zu zehn Drohnen zugleich kontrollieren. Im Flug können die Bodenstationen jeweils die Flugkontrolle von anderen übernehmen.

Update

Angaben zur Typzertifizierung durch die FAA konkretisiert.

(olb)