Grünes Label für Atomkraft: 22 Prozent der Menschen in Deutschland dafür

Der World Wildlife Fund hat gut 8000 Menschen in acht EU-Ländern dazu befragt, welche Energiegewinnung in der EU als nachhaltig eingestuft werden sollte.

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Spanisches Atomkraftwerk Almaraz-Trillo.

(Bild: cnat.es)

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22 Prozent der Menschen in Deutschland sind laut einer Umfrage dafür, Atomkraft als nachhaltige Energieform einzustufen. 38 Prozent befürworten das von der EU-Kommission in ihrem delegierten Rechtsakt für eine Taxonomie vorgeschlagene "grüne Label" für Erdgas, 87 Prozent hingegen für die Wind- und 92 Prozent für die Solarenergie.

Zum Thema Taxonomie hatte die Naturschutzorganisation World Wildlife Found (WWF) vom Marktforschungsinstitut Savanta ComRes 8125 Menschen in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Rumänien, Niederlande und Bulgarien befragen lassen. Dabei sprachen sich insgesamt 92 Prozent dafür aus, Solarenergie als nachhaltig einzustufen, 88 Prozent bejahten dies für Windkraft, 35 Prozent für Erdgas und 29 Prozent für Atomkraft.

In Frankreich, wo zu normalen Zeiten etwa 70 Prozent des Stroms aus Atomkraftwerken gewonnen wird, sprachen sich 33 Prozent dafür aus, die Atomkraft als nachhaltig einzustufen. 28 Prozent sagten dies zu Erdgas, 80 Prozent zur Wind- und 91 Prozent der Solarenergie.

In Polen, das den Einstieg in die Atomkraft plant, sprachen sich 36 Prozent dafür aus, Nuklearenergie mit einem grünen Label zu versehen. Mit 34 Prozent ist hier die Zustimmung in den Niederlanden ähnlich hoch. Dort werden zwei neue Atomkraftwerke geplant, während die drei verbliebenen AKW in Deutschland voraussichtlich zum Ende dieses Jahres abgeschaltet werden sollen. In Spanien mit seinen fünf AKW waren mit 20 Prozent der Befragten noch weniger als in Deutschland dafür, der EU-Kommission zu folgen.

Diese will grüne Investitionen stärken, indem wirtschaftliche Aktivitäten klassifiziert und eine Liste ökologisch nachhaltiger Aktivitäten erstellt werden. Dabei sollen manche Aktivitäten aus dem Bereich Atom- und übergangsweise Erdgasenergie in die Liste der ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten aufgenommen werden. Mitte dieses Monats votierten der Umwelt- und der Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments dagegen, Anfang Juli soll das Plenum darüber entscheiden. Der delegierte Rechtsakt kann nur in Kraft treten, wenn das EU-Parlament oder der EU-Rat mit den jeweiligen Mehrheiten nicht widersprechen. Dann müsste die EU-Kommission nachbessern.

(anw)