1,5 Millionen smarte Thermostate: USA und EU wollen an der Heizung drehen

US-Präsident Biden und EU-Kommissionschefin von der Leyen setzen neben Flüssiggas auf intelligente Heizungssteuerung. Ziel ist Unabhängigkeit von Russlands Gas.

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Digitaler Thermostat

(Bild: Andrey_Popov / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die USA und die EU wollen gemeinsam an der Heiztemperatur in Europa drehen: Nach einem Plan von US-Präsident Joe Biden und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sollen in Europa noch in diesem Jahr1,5 Millionen smarte Thermostate eingebaut werden. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) ging kürzlich sogar noch weiter: Sie fordert eine generelle Einbaupflicht für digitale Thermostaten.

"Nach dem erneuten Einmarsch in die Ukraine setzt Russland Erdgas weiterhin als politische und wirtschaftliche Waffe ein", beklagen von der Leyen und Biden in einer gemeinsamen Erklärung am Montag im Rahmen des G7-Gipfels in Elmau. Russlands Kurs habe die Energiemärkte unter Druck gesetzt, die Preise für die Verbraucher in die Höhe getrieben und bedrohe die globale Energiesicherheit. Dies sei zuletzt durch die "politisch motivierten akuten Unterbrechungen der Gaslieferungen an mehrere Mitgliedstaaten" der EU einschließlich Deutschlands klar geworden.

Die USA und die EU sehen sich in ihren Anstrengungen bestätigt, "um unsere Abhängigkeit von russischer Energie zu beenden". Konkret kündigen von der Leyen und Biden an: "Wir werden die Mitgliedstaaten sowie europäische und US-amerikanische Unternehmen ermutigen, in diesem Jahr mindestens 1,5 Millionen energiesparende intelligente Thermostate in europäischen Haushalten zu installieren." Von einer Nachrüstung von US-Heimen ist nicht die Rede.

Auf Basis der Empfehlungen einer Ende März eingerichteten Arbeitsgruppe zur europäischen Energiesicherheit wollen sich Biden und von der Leyen zudem in den nächsten Tagen mit nationalen Regierungs- und Interessenvertretern treffen. Mit ihnen wollen sie "umsetzbare politische Empfehlungen" etwa auch zur Beschleunigung der Einführung und Produktion von Wärmepumpen erörtern. Es gelte zu gewährleisten, dass das Angebot an wichtigen Energieeffizienzlösungen die wachsende Nachfrage decken könne.

"Ferner arbeiten wir gemeinsam an der Diversifizierung der Energielieferungen nach Europa", heißt es in dem Statement. In Anbetracht der Umweltauswirkungen der Produktion und des Verbrauchs von alternativem Flüssigerdgas (LNG) werde man weiter kooperieren, um die klimaschädlichen Methanausstöße zu reduzieren. Der LNG-Handel zwischen der EU und den USA soll dabei im Rahmen eines international anerkannten Standards für die Messung, Berichterstattung und Überprüfung solcher Emissionen in Einklang gebracht werden.

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Den Einbau intelligenter Thermostate an Radiatoren halten Experten für sinnvoll. Eine Anwesenheitssteuerung der Heizungsanlage durch solche elektronischen Geräte führe zu einer Reduktion des Heizenergiebedarfs, erläutert der Aachener Raumklimatechniker Dirk Müller. Gehe man von einer Familie mit zwei berufstätigen Erwachsenen und zwei schulpflichtigen Kindern aus, deren Anwesenheitsprofil aus der Literatur ableitbar sei, könnten Einsparungen zwischen 14 und 18 Prozent erreicht werden. Dafür werde bei Abwesenheit die Innenraumtemperatur auf 19 Grad abgesenkt. Bei einer generellen Einstellung dieser Temperatur seien Reduktionen bis zu 30 Prozent zu erwarten. 2 Grad runter bei der Zimmertemperatur hatte von der Leyen jüngst bereits gefordert.

(mki)