Neue Hardware für Amiga- und C64-Fans

Auf der Aachener Amiga + Retro Computing 2002 präsentierte das Konsortium Genesi mit neun Monaten Verspätung den Rechner Pegasos.

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Von
  • Torsten Kleinz

Amiga-Fans sind das Warten gewohnt. So machte es ihnen auch wenig aus, als die Messe Amiga + Retro Computing 2002 am Samstag in Aachen eine halbe Stunde später als angekündigt öffnete. Denn in dem Saal wurde präsentiert, worauf die Amiga-Community schon seit Jahren wartet: neue Hardware.

Mit neun Monaten Verspätung präsentierte das Konsortium Genesi den Rechner Pegasos samt einem PPC-basierenden Betriebssystem namens MorphOS, auf dem Amiga-Programme laufen. In dem ersten Modell steckt ein G3-Prozessor mit 600 MHz Taktfrequenz. Die letzte offizielle Amiga-Hardware wurde noch von Motorolas 68000er-Serie betrieben.

Doch ein Amiga ist der Pegasos nicht: Die Rechte an dem legendären Heimcomputer liegen bei der Firma Amiga Inc., die einen eigenen PPC-Amiga samt neuem AmigaOS angekündigt hat. Firmenchef Bill McEwen hatte wortreich die Teilnahme an der Messe abgesagt und auch keiner der Entwickler des neuen AmigaOS fand sich ein, um die Fortschritte zu erläutern. Stattdessen will Amiga auf der CeBit 2003 den öffentlichen Start des neuen AmigaOS verkünden.

Die Hardware des AmigaOne ist seit kurzem lieferbar, doch das neue Amiga-Betriebssystem lässt noch auf sich warten. So waren auf der Messe zwei Exemplare des AmigaOne zu sehen, auf denen LinuxPPC lief. Genesi hingegen klotzte anstatt zu kleckern: Nicht weniger als 30 Pegasos-Rechner warteten auf die Messebesucher, die Hardware und Software einem Praxistest unterziehen konnten. Um die Flexibilität des Pegasos-Boards zu demonstrieren, haben die Entwickler einen Rechner sogar in ein Mikrowellen-Gehäuse montiert, in dessen Tür ein TFT-Display eingebaut ist. Neben dem Amiga-Markt strebt Genesi auch Industrie-Kundschaft an, an die das Pegasos-Board als flexible PPC-Plattform verkauft werden soll.

In der Diskussion um den neuen Amiga geht es bisweilen hoch her. So ließ sich Pegasos-Produzent Thendic France vor kurzem öffentlich über die verfehlte Produktpolitik von Amiga und vermeintliche Hardwarefehler des AmigaOne aus, der Entwickler der AmigaOne-Hardware Eyetech antwortete prompt: "Bullshit".

Abseits vom Amiga-Markt gab es noch eine denkwürdige Neuvorstellung. Entwicklerin Jeri Ellsworth stellte ihren C-One vor, ein inoffizieller Nachfolger des C-64, der die Eigenschaften des Brotkastens mit modernen Schnittstellen verknüpft. Dank austauschbarer CPU-Karten kann die Maschine auch andere Computer-Klassiker wie den ZX Spectrum, VC20 oder den Atari 2600 nachbilden -- die entsprechenden ROM-Files vorausgesetzt. Anfang nächsten Jahres soll das Mainboard für rund 200 Dollar zu kaufen sein. (Torsten Kleinz) / (anw)