Ukraine kann der EU nun Strom verkaufen

Die Voraussetzungen, damit die Ukraine Stromhandel mit der EU betreiben kann, seien gegeben, teilte der Europäische Verbund der Übertragungsnetzbetreiber mit.

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(Bild: DTEK)

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Am heutigen Donnerstag, dem 30. Juni beginnt der Stromhandel zwischen der Ukraine und der EU. Der Stromhandel werde nun schrittweise ausgebaut, teilte der Europäische Verbund der Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) mit.

Der Stromhandel könne der Ukraine Einnahmen bringen, da die inländischen Einnahmen durch Russlands Angriffe geschmälert würden, erläutert die EU-Kommissarin für Energie Kadri Simson. Gleichzeitig werde die EU in einer Zeit außergewöhnlich hoher Preise mit erschwinglichem Strom versorgt. Dies sei besonders wichtig, da die Ukraine fortwährend von Russland angegriffen werde.

Die Ukraine ist seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar vom belarussischen und russischen Stromnetz abgekoppelt. Mitte März wurden die Stromnetze der Ukraine und Moldawiens mit dem kontinentaleuropäischen Netz notfallsynchronisiert. Beide Länder haben mittlerweile den Status der EU-Beitrittskandidaten erhalten.

Der größte ukrainische Energieversorger DTEK hatte der EU bereits zu Beginn des Kriegs Stromlieferungen angeboten, zumal die Abnahme von Strom durch die Invasion um 35 Prozent zurückgegangen sei. Zudem sank der Stromverbrauch in der Ukraine, da viele Menschen flüchteten und Unternehmen ihren Betrieb einstellten.

Die technischen Voraussetzungen für den Stromhandel seien erfüllt, teilte ENTSO-E mit. Der Handel solle über die Verbindung zwischen der Ukraine und Rumänien laufen. Der Stromhandel über die anderen Verbindungen Ukraine-Slowakei, Ukraine-Ungarn und Moldawien-Rumänien soll später folgen. Die Gesamthandelskapazität wird in der ersten Phase zunächst auf 100 MW festgelegt und soll je nach Stabilität und Sicherheit des Energiesystems erhöht werden.

Mehr als die Hälfte der verfügbaren Energie in der Ukraine wird von 15 Reaktoren in vier Atomkraftwerken erzeugt. Das größte von ihnen in Saporischschja wurde von russischen Truppen eingenommen. Zu dessen Sicherheitsüberwachungssystemen hat die Internationale Atomenergiebehörde IAEA erneut den Kontakt verloren, wie deren Generaldirektor Rafael Mariano Grossi mitteilte. Die Fernübertragung der Daten aus dem AKW seien umso wichtiger, da die IAEA das AKW seit der Invasion noch nicht vor Ort inspizieren konnte.

Die nukleare Versuchsanlage im nordostukrainischen Charkiw stand nach Angaben der ukrainischen Atomaufsicht SNRIU erneut unter Beschuss. Es sei dabei zu äußeren Schäden gekommen, ein Notstromdiesel sei beschädigt worden. Die Strahlungswerte lägen aber im normalen Bereich.

ENTSO-E ist unter anderem für die Leitlinien und Vorschriften der Stromnetz-Regulierung zuständig. Darin geht um Bereiche wie Netzsicherheit, Netzanschluss, internationaler Stromhandel, die Strombilanzierung und allgemeine technische Mindestanforderungen.

(anw)