Ein anderer Blick: Die Bilder der Woche (KW 26)

Unterschiedliche fotografische Techniken zeigen Bilder unserer Welt, die wir mit bloßem Auge nicht wahrnehmen würden. Wie etwa Tulpen aus dem Röntgengerät.

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(Bild: Christian Stüben)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thomas Hoffmann

Das menschliche Auge hat einen festgelegten Aufgabenbereich, so können wir wahrnehmen, was im Moment um uns herum passiert. Und auch die Fotokamera fängt immer nur einen Augenblick ein und zeigt uns die Welt, wie wir sie sehen. Das ändert sich, wenn Fototechniken zum Einsatz kommen. Das kann etwa die Langzeitbelichtung sein, wie bei unserem Bild des Tages vom Montag. Stephan Sohn macht mit ihr die ziehenden Wolken am Strand von Cadzand in den Niederlanden sichtbar.

Frenchi81 erweiterte die Technik bei seiner Nachtaufnahme vom Dienstag, indem er verschiedene Bereiche des Bildes mit unterschiedlichen Belichtungszeiten aufnahm und später in der Bildbearbeitung zu einem stimmigen Ganzen kombinierte. Die Entstehung des Grubenhauses vor prächtigem Sternenhimmel beschreibt er so: "Die gesamte Belichtungszeit für den Sternenhimmel beläuft sich hier auf gute 27 Minuten. Wobei der Vordergrund aus fünf Aufnahmen besteht, von gerade mal zwei Minuten. Auf der gegenüberliegenden Seite [des Hauses] ist das Fenster offen, so konnte ich mit der Taschenlampe schön reinleuchten, was im Nachhinein so aussieht, als wäre dort gerade wer daheim. Eigentlich gab es noch einige Sternschnuppen zu sehen, welche aber durch den Stacking-Prozess am PC abhanden kamen."

Noch spezieller war der Entstehungsprozess beim Tulpenbild vom Mittwoch. Fotograf Christian Stüben schreibt dazu: "Auf dem Flughafen konnte ich bei der Sicherheitskontrolle einen Blick auf den Bildschirm des Röntgenscanners werfen. Die 'knatschbunten' Scans haben mich neugierig gemacht. Meine Frage nach einer Fotoerlaubnis wurde aus Sicherheitsgründen natürlich verneint. Aber die Sicherheitskräfte konnten mir zumindest den Lieferanten des Röntgengerätes nennen, Smiths Heimann in Wiesbaden.

Nach dem Urlaub hatte ich dann recht schnell einen Fototermin vereinbart. Die Fotos waren schön bunt, aber für fotografische Zwecke vollkommen unbrauchbar. Die für eher metallische und Plastikgegenstände geeichten Geräte hatten kaum Details gezeigt. Dann folgten lange Jahre des Telefonierens in ganz Deutschland und nahen Nachbarstaaten. Keiner der kontaktierten Hersteller oder Händler war bereit, mit mir einen Fototermin zu vereinbaren.

Fündig wurde ich dann Ende 2019 lustigerweise in Wuppertal, meiner Heimatstadt. Eine dort ansässige röntgenologische Praxis war von meiner Idee begeistert. Erste Probebilder dort waren ebenfalls enttäuschend, weil das verwendete digitale Röntgengerät auf Knochen geeicht war. Nach diversen flauen und kontrastarmen Ergebnissen kam dann eine der anwesenden Damen auf die Idee, es einmal mit einem Mammografie-Gerät zu versuchen. Und ja, die Aufnahmen auf dem mit eher weicher Einstellung arbeitendem Röntgengerät brachten dann herrlich kontrastreiche und detailreiche Bilder hervor. Bingo!

Die eigentliche Arbeit folgte dann aber noch anschließend in der Bildbearbeitung, mit Ebenen, Masken und dem händischen Malpinsel. Künstliche Filter sind jedenfalls nicht zur Anwendung gekommen."

Alle Bilder der Woche finden Sie in der folgenden Bilderstrecke.

Bilder der Woche (KW 26) (7 Bilder)

Samstag: Evening at Brooklyn Bridge

Das Foto stammt aus einer Ausstellungsserie (Heartlandmoods-NYC) von Fotograf Antonius. Eine Langzeitbeobachtung der Stadt seiner Kindheit. (Bild: Antonius)

(tho)