PC-Erwachen nach Ladenschluss
Die Ausstellungsstücke in den Läden des Computerhändlers Gateway sollen diesem eine neue Einnahmequelle erschließen.
Die Ausstellungsstücke in den Läden des Computerhändlers Gateway sollen diesem eine neue Einnahmequelle erschließen. Wie US-Medien berichten, plant der Vertreiber mit dem Kuhfell-Outfit, die Geräte in seinen Läden zu einem riesigen verteilten Rechnersystem zusammenzufügen. Die geballte Kraft des virtuellen Supercomputers aus 7.800 Laden-PCs mit zusammen 14 Teraflops soll dann nach Ladenschluss zahlenden Kunden zugute kommen, um etwa Autos zu konstruieren oder geowissenschaftliche Daten auszuwerten.
Experten schätzen, dass normalerweise in Unternehmen nur 25 Prozent der verfügbaren Rechnerkapazität genutzt werden, weil sich die PC-Anschaffungen am Bedarf in Spitzenzeiten orientieren, zahlreiche Rechner aber die meiste Zeit des Tages nicht ausgelastet sind. Auch in den PC-Läden, wo die Geräte tagsüber meist Demo-Schleifen abspulen, werden nach Ladenschluss ungeahnte Kapazitäten frei, die der Besitzer für 15 US-Cent per CPU-Stunde versilbern möchte. Bevor es dazu kommt, werden Gateway und United Devices, der Produzent der erforderlichen Grid-Computing-Software, die anvisierten Sponsoren allerdings erst davon überzeugen müssen, dass ihre Daten auf einem übers Land verteilten Netzwerk hinreichend sicher sind.
Derzeit scheint das Unternehmen erst einen Kunden an der Angel zu haben, nämlich das Londoner Forschungslabor Inpharmatica, das nach möglichen Wirkstoffkombinationen für neue Arzneimittel sucht. Darüber, wie viel Umsatz der neue Geschäftszweig insgesamt verursachen könnte, ist man sich man bei Gateway bislang nicht im Klaren. Produkt-Manager Premal Kazi kann zwar darauf aufbauen, dass Gateway im Unterschied zu denkbaren Mitbewerbern die erforderliche Hardware bereits im Einsatz hat. Dennoch erwartet er erst einmal eine Lehrzeit, schließlich sei das ein ganz neuer Markt -- einer der Gründe, warum sich Analysten derzeit über Gateways Erfolgsaussichten bedeckt halten.
Der Denkansatz des Grid-Computing aus nicht gewinnorientierten Projekten wie distributed.net oder SETI@home hat seine Meriten beim Knacken von Verschlüsselungsverfahren und astronomischen Datenanalysen gesammelt. Kein Wunder, dass sich die Vordenker auch für andere kommerzfreie Anwendungen interessieren, nicht zuletzt die SETI@home-Urheber an der Universität Berkeley. Dort reift derzeit das Projekt BOINC (Berkeley Open Infrastructure for Network Computing), um die Client-Software der zahlreichen SETI@home-Teilnehmer auch anderen Rechenvorhaben zu erschließen. Vergleichbare Alternativen aus deutschen Landen finden sich hier. (hps)