Bundesbank: Weniger Bargeldzahlung, mobil und kontaktlos nimmt zu

Die Grundfesten von "Bargeldland Deutschland" wackeln. Auch wenn noch mehr als die Hälfte am liebsten bar zahlt, sind Karten und Smartphones auf dem Vormarsch.

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(Bild: Shutterstock/Jacob Lund)

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Die Liebe der Deutschen zum Bargeld lässt langsam nach. Laut der Bundesbank wurden im vergangenen Jahr zwar über die Hälfte der Bezahlvorgänge für Wareneinkäufe und Dienstleistungen mit Scheinen und Münzen beglichen, doch waren das vor fünf Jahren noch fast drei Viertel. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichen Untersuchung der Zahlungsmittel in Deutschland hervor, die die Deutsche Bundesbank regelmäßig durchführt.

"Das Zahlungsverhalten hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert", erklärte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann. Wurden 2017 noch 74 aller Zahlvorgänge bar beglichen, sind es nun nur noch 58 Prozent. Ein Grund ist nach Einschätzung der Bundesbank die Zunahme der Einkäufe im Internet sowie die geringere Nutzung von Bargeld in der Corona-Pandemie. Zudem sei bargeldloses Bezahlen sehr viel einfacher geworden, sagte Beermann mit Blick auf das kontaktlose Bezahlen mit Karte oder Smartphone.

Vier von zehn der für die Studie Befragten gaben an, Kartenzahlungen oder andere bargeldlose Zahlungsmittel grundsätzlich zu bevorzugen. Dabei sind Debitkarten wie die deutsche Girocard (fälschlich oft noch als "EC-Karte" bezeichnet) mit 23 Prozent aller Transaktionen das beliebteste Zahlungsmittel. Während der Corona-Pandemie zahlten die Verbraucher vermehrt kleinere Beträge mit der Debitkarte, größere hingegen eher mit der Kreditkarte, auf die 6 Prozent der Transaktionen entfielen.

Gemessen am Umsatz betrug der Bargeldanteil im vergangenen Jahr 30 Prozent; im Jahr 2017 waren es noch 48 Prozent. Der Umsatzanteil von Girocard-Zahlungen ging von 35 auf 30 Prozent zurück, während sich der von Kreditkarten auf 10 Prozent verdoppelte. Nahezu alle Befragten besitzen eine Girocard, eine Kreditkarte nennt gut die Hälfte ihr Eigen. Während die Mehrheit eine vorhandene Kontaktlosfunktion der Karte auch nutzt, hinterlegen deutlich weniger ihre Karte in einer Bezahl-App.

Dennoch wird mobiles Bezahlen mit Smartphone, Smartwatch oder Fitnessarmband beliebter. "Mobiles Bezahlen gewinnt an Bedeutung", sagte Burkhard Balz, das für Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme zuständige Bundesbank-Vorstandsmitglied. Es sei aber noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen. Zwar besitzen 89 Prozent der Befragten ein Smartphone, aber nur 17 Prozent der Smartphonebesitzer bezahlen damit auch an der Ladenkasse.

(Bild: Bundesbank)

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten kennt Bezahlsysteme wie Google Pay und Apple Pay sowie die Bezahl-Apps der Banken und Sparkassen. Beim Einsatz an der Ladenkasse liegt Apple Pay mit 38 Prozent der Nutzer deutlich vor den Bank-Apps (25 Prozent) und Google Pay (18 Prozent).

(Bild: Bundesbank)

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass 34 Prozent der Befragten Apps zum einfachen Versenden und Empfangen von Geld nutzten. Dabei nutzen 91 Prozent der Befragten üblicherweise Paypal, was damit weit vor anderen Angeboten wie Giropay liegt. Auch als beliebtestes Zahlungsmittel beim Online-Shopping hat sich Paypal durchgesetzt. Zum Bezahlen von Einkäufen im Internet wird mit einem Anteil von 45 Prozent am häufigsten PayPal genutzt, gefolgt vom Kauf auf Rechnung und der Bezahlung per Überweisung (18 Prozent), Kreditkarte (11 Prozent) sowie Lastschrift (8 Prozent).

Die Bundesbank führt seit 2008 regelmäßig Studien zur Verwendung von Zahlungsmitteln durch. Für die aktuellen Zahlen befragte das Marktforschungsinstitut Forsa von September bis Dezember des vergangenen Jahres 5870 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren am Telefon. Die Befragten führten zudem ein dreitägiges Tagebuch, in welchem sie ihr Zahlungsverhalten dokumentierten.

(vbr)