Konnektortausch: Ärzte bekommen 400 Millionen Euro von den Krankenkassen

Für den Austausch der Konnektoren zur Anbindung an die Telematikinfrastruktur erhalten Arztpraxen jeweils rund 2300 Euro. Die Kosten tragen die Krankenkassen.

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(Bild: SOMKID THONGDEE/Shutterstock.com)

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Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte erhalten für ihre "digitale Ausstattung" eine Pauschale von 2300 Euro für den Austausch der Konnektoren. Laut Entscheidung des Bundesschiedsamts für die vertragsärztliche Versorgung werden die gesetzlichen und privaten Krankenkassen insgesamt 400 Millionen Euro für die Praxen bereitstellen. Der Entscheidung waren Verhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen vorausgegangen.

Bisher war unklar, wer für den Austausch der besonders gesicherten Router aufkommen soll. In der Vergangenheit haben Ärzte immer wieder für einen Teil der Kosten in Zusammenhang mit der Telematikinfrastruktur aufkommen müssen – durchschnittlich habe jede Praxis ungefähr 9000 Euro zugezahlt, wie aus der jüngsten Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervorgeht.

Die Konnektoren binden die Praxen an die Telematikinfrastruktur an, die alle Akteure des Gesundheitswesens miteinander vernetzen soll. Voraussetzung für den Tausch ist, dass die Laufzeit des Sicherheitszertifikats im Konnektor lediglich sechs Monate oder weniger lang ist. Außerdem soll es weitere Pauschalen geben, unter anderem für ein notwendiges Update, das die Nutzung der elektronischen Patientenakte ermöglichen soll.

Erst kürzlich hatte c't in einer Untersuchung herausgefunden, dass die Sicherheitszertifikate entgegen Angaben des Herstellers CGM nicht fest eingebaut sind. Auf Nachfrage konnten CGM und Gematik keine technischen Gründe nennen, die einen kompletten Tausch der Hardware unumgänglich machen würden. Ebenso sollen Konnektoren der Hersteller RISE und Secunet ausgetauscht werden, obwohl sie Software-Updates unterstützen.

Nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes ist der Konnektoraustausch nötig, da "die eingebauten Sicherheitszertifikate ablaufen und zukünftig die Kryptoverfahren nach Vorgaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik auf neuere Verfahren umgestellt werden müssen". Tatsächlich gelten ab 2025 neue Vorgaben für längere Sicherheitsschlüssel – aber auch diese Anforderungen ließen sich mit einem Austausch der gerätespezifischen Security Module Cards (gSMC-K-Karten) erfüllen, da die kompletten Kryptoberechnungen auf den Karten stattfinden. Die Austausch-Aktion könnte dazu führen, dass die Versicherungsbeiträge noch weiter steigen. Derzeit fehlen den Krankenkassen ungefähr 17 Milliarden Euro. Dafür will Karl Lauterbach unter anderem die Versicherten zur Kasse bitten.

Die KBV ist nach Informationen des deutschen Ärztenachrichtendienstes unzufrieden über die Entscheidung. Zwar sei der Betrag höher, als die Krankenkassen zahlen wollten. "Dennoch entspricht das Ergebnis nicht unserer Forderung nach einer vollumfänglichen Finanzierung der Kosten, die sich an dem vom Hersteller verlangten Preis orientiert hat", kritisierte Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV. "Die Ärzte und Psychotherapeuten sind gesetzlich verpflichtet, ihre Praxen an die Telematikinfrastruktur anbinden zu lassen. Dass die Konnektoren ab dem Herbst nach und nach ausgewechselt werden müssen, haben sie nicht zu verantworten. Der Austausch muss komplett finanziert werden.“

(mack)