"Chip 4" Allianz: USA wollen enger mit Taiwan, Japan und Südkorea kooperieren

Das erste Treffen des neuen Bündnisses gegen Halbleiter-Lieferprobleme ist für Ende August vorgesehen. Südkorea zögert noch, will China nicht verprellen.

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Fertigungsmitarbeiter hält Chip in der Hand

(Bild: Dragon Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Die Vereinigten Staaten von Amerika wollen unabhängiger werden von Chinas Produkten, da die Regierung in Peking einen Lieferstopp oder Exporteinschränkungen als Druckmittel einsetzen könnte. Das ist einer der Gründe, warum die USA eine engere Zusammenarbeit mit Taiwan, Japan und Südkorea planen. Zudem soll die neue "Chip 4" Allianz die Halbleiter-Lieferkette verbessern. Während Japan und Taiwan bereits Zustimmung signalisiert haben, ist Südkorea noch unentschlossen.

Da ein solches Bündnis die Abhängigkeit von China reduzieren soll, dürfte Peking dieses nicht unbedingt begrüßen. Das wiederum könnte Einfluss auf die Geschäfte und Beziehungen Südkoreas und dessen großer Technologieunternehmen wie Samsung und SK Hynix haben, die auf chinesischen Import und dortige Fertigungsanlagen angewiesen sind. Deshalb müsse Südkorea einen Beitritt zu diesem Lieferkettenbündnis genau abwägen, erklärte Südkoreas Minister für Wissenschaft und Technik diese Woche, wie Korea Times berichtet.

Südkoreas Halbleiter-Exporte summierten sich im letzten Jahr auf 128 Milliarden US-Dollar. Davon gingen 39 Prozent nach China und sogar 60 Prozent, wenn man Hongkong noch einschließt, meldet Business Korea. Dazu gehören auch Speicherchips und Südkorea lieferte im vergangenen Jahr 48 Prozent davon nach China. Zudem unterhält Samsung eine große NAND-Flash-Produktion in China, die für mehr als 40 Prozent dieser Speicherchips Samsungs ausmachen. Daneben werden 45 Prozent aller von SK Hynix gefertigten DRAM-Chips in China hergestellt.

US-Finanzministerin Janet Yellen war Anfang dieser Woche in Südkorea, um für die Chip-4-Allianz zu werben. Ihrer Ansicht nach wird dieses Bündnis die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette stärken und weniger potenziellen Raum lassen für Manipulationen durch geopolitische Rivalen. Zudem sollen die Lieferketten vielfältiger werden und die Inflation besser bekämpft werden, wenn sich die USA auf vertrauenswürdige Handelspartner verlassen können.

Es sei auch ein Konter auf Chinas "unlautere Handelspraktiken", wie die chinesischsprachige cnyes.com berichtet. Das US-Finanzministerium verwies darauf, dass Peking in der Vergangenheit Lieferungen nach Japan eingestellt und mit ähnlichen Methoden Druck auf Australien und Litauen ausgeübt hat. Trotzdem seien die Beziehungen der USA mit China nicht komplett negativ oder gar feindselig, fügte Yellen hinzu. China habe Bedenken der USA angenommen und einige konstruktive Schritte unternommen, um etwa die Schulden ärmerer Länder umzustrukturieren.

Beobachter in Südkorea gehen davon aus, dass das Land trotz aktueller Bedenken der Chip-4-Allianz letztendlich beitreten wird. Ein Experte wird von Business Korea zitiert, dass "die USA führend sind in den Ausrüstungs- und Softwaresegmenten der Industrie, Taiwan ist der Foundry-Führer, Japan führt auf der Komponenten- und Materialseite, und Südkorea kann ohne sie keine Chips produzieren". Die südkoreanische Regierung sollte dem Pragmatismus zwischen den USA und China folgen, aber gleichzeitig potenziellen Schaden für südkoreanische Unternehmen minimieren.

(fds)